Kampf der Türkei gegen syrische Kurden Gefährliches Spiel

Meinung | Bonn · Die Türkei will die Ausweitung des kurdischen Machtbereichs in Nordsyrien mit Gewalt verhindern und heizt damit den Konflikt weiter an.

Es ist absurd: Die kurdischen Verbände im Irak und in Syrien gehören zu den erfolgreichsten Verbündeten der Allianz im Kampf gegen die Terroristen des Islamischen Staates. Die Bundesregierung hat fast 2000 Tonnen Waffen und Ausrüstung an die Peschmerga im Nordirak geliefert, Soldaten der Bundeswehr sind an der Ausbildung der kurdischen Kämpfer beteiligt. Doch wenn die Kurden in Syrien Geländegewinne verbuchen, werden sie ausgerechnet vom Nato-Partner Türkei angegriffen.

Ankara spielt ein gefährliches Spiel. In dem Bestreben, eine Ausweitung des kurdischen Machtbereichs in Nordsyrien um jeden Preis zu verhindern, geht die Regierung in Ankara lieber ein kurzfristiges De-facto-Bündnis mit dem Erzfeind IS ein, um die Kurden in Schach zu halten. Das hat auch innenpolitische Gründe: Das Feindbild von der PKK, die mit Terror für kurdische Autonomie kämpfte, hat jahrelang innere Konflikte überdeckt und die türkische Nation zusammengehalten. Der von Präsident Erdogan vor einigen Jahren eingeschlagene Versöhnungskurs hatte ein Erstarken der gemäßigten Kurdenpolitiker zur Folge – also ist Ankara zur Konfrontationspolitik zurückgekehrt. Und heizt mit seinem militärischen Eingreifen gegen die Kurden in Syrien den Konflikt an.

Und so bleibt die Lage in Syrien verworren: Die Türkei will mit Hilfe der Rebellen Assad aus dem Amt jagen, Russland will ihn halten, die USA und ihre Verbündeten wollen den IS niederzwingen, und die Kurden wollen – zur Not auch gegen die Rebellen – ihren Einflussbereich absichern. Waffenruhe? Wohl doch nur ein Traum.

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