Kommentar zur illegalen Einreise nach Deutschland Die im Dunkeln

Meinung · Wer illegal nach Deutschland einreisen will, schafft dies auch. Wenn es von Österreich aus nicht klappt, dann eben über andere Länder. Die Menschen verschwinden dann einfach, tauchen höchstens als leicht ausbeutbare Arbeitskräfte wieder auf. Ein Kommentar.

 Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze.

Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze.

Foto: dpa

Die beinahe grenzenlose Reisefreiheit gehört zu den großen europäischen Errungenschaften. Es gibt die Grenzen noch. Aber für normale Reisende haben sie keine trennende Funktion mehr. Zumindest im Fall der 26 Schengen-Staaten. Dass an einzelnen innereuropäischen Grenzen seit der großen Flüchtlingskrise 2015 wieder kontrolliert wird, ist deshalb ein Rückschritt, kein Zweifel.

Auf der anderen Seite lenkt der Grenzeinsatz der Bundespolizei die Aufmerksamkeit auf ein Kapitel des Großthemas Migration, das an Bedeutung gewinnt: die illegale Einwanderung. 800 bis 900 illegale Zuwanderer greifen deutsche Grenzer monatlich alleine an der deutsch-österreichischen Grenze auf, rund 11.500 Personen 2018. Allerdings handelt es sich lediglich um einen Abschnitt der deutschen Festlandgrenzen. Wer kann bezweifeln, dass, wer illegal nach Deutschland einreisen will, dies auch schafft? Wenn es von Österreich aus nicht klappt, dann eben über Belgien, Frankreich oder Polen. Interessanterweise gibt es über den Gesamtumfang der illegalen Zuwanderung kaum verlässliche Zahlen. Wie auch?

Die Menschen verschwinden in der Regel einfach, werden unsichtbar, tauchen höchstens als weitgehend rechtlose, billige und wegen ihres prekären Aufenthaltsstatus leicht ausbeutbare Arbeitskräfte wieder auf. Vielleicht interessiert sich auch deshalb niemand so richtig für die Illegalen: Weil sie für ganze Wirtschaftszweige mittlerweile eine willkommene Ergänzung des Arbeitskräftepools darstellen, ohne Ansprüche an soziale oder gesundheitliche Fürsorge. Die im Dunkeln sieht man nicht, und es macht den Anschein, dass es aus sehr pragmatischen Gründen keinen politischen Willen gibt, sie ins Licht zu ziehen.

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