Kommentar Die Krawalle von Köln - Null Toleranz

Fußball-Fans? Das wäre eine Beleidigung für den Fußball, für diesen wunderbaren, alle Schichten übergreifenden, alle Erdteile faszinierenden Sport. Echte Fans leben von ihrer unverfälschten Begeisterung.

Doch die unheimliche Versammlung von Hooligans, Rechtsextremen und anderen Gewaltinteressierten in Köln hat mit Sport nichts und mit Politik wenig zu tun, auch wenn sie anderes vorgeben. Der Fußball ist für sie lediglich Schmiermittel für ihre antidemokratischen, fremdenfeindlichen und gewaltfixierten Parolen und Aktionen.

Die Krawalle von Köln müssen aber auch ein Weckruf für alle sein, die glaubten, dass sich Fußball und Fremdenhass irgendwie trennen ließen. Doch die Linien verschwimmen, auch wenn die Vereine in den vergangenen Jahren viel gegen Rassismus getan haben und der Deutsche Fußball-Bund alljährlich den Julius-Hirsch-Preis gegen Antisemitismus, für Menschenrechte und zum Schutz von Minderheiten verleiht.

Am Wochenende aber hat eine Minderheit von gewaltbereiten Chaoten, dumpfen Rechtsradikalen und allzeitbereiten Schlägern in Köln den Eindruck vermittelt, als müssten sie mit ihren Mitteln die öffentliche Ordnung im Kampf gegen extremistische Salafisten wiederherstellen. Tatsächlich ging es ihnen nicht um die Politik, sondern um Randale. Die rechtsradikale Szene nutzte naturgemäß die von ihr angemeldete Demonstration gegen Salafisten für eigene Zwecke der informellen Propaganda.

Fouls von der Seite, vor allem aber von hinten werden im Fußball mit Rot geahndet. Zum Schutz der Spieler. Der Auftritt der Hooligans und Rechtsextremisten als Teilnehmer einer angemeldeten Kundgebung war mindestens ein Foul von der Seite gegen das Demonstrationsrecht. Sie wollten Randale und keine Argumente. Sie haben sich der Demonstration angehängt, sie missbraucht, sie als Vorwand genommen, weil sie Spaß an atmosphärischer Brandstiftung haben, daran, Angst und Verunsicherung zu erzeugen.

Der Gewaltexzess von Köln ist auch deswegen so brandgefährlich, weil sich dabei ein Gemisch aus Fußball, Politik und Religion explosiv auflädt. Diese Melange garantiert maximale Emotionen, hohe Aktionsbereitschaft und schwer kontrollierbare Aufmärsche. Hier Rechtsextreme und Hooligans, dort extremistische Salafisten, auch wenn die Religionsfanatiker im aktuellen Kölner Fall überhaupt nicht auf den Plan getreten waren.

So irrlichtern Hooligan-Trupps, schlecht getarnt als Fußballfans, durch die Nord- und Südtribünen dieser Fußball-Republik, was seit Jahren bekannt, aber nur schwer steuerbar ist. Die Randale von Köln darf keinesfalls Schule machen. Denn gegen diese unheilvolle Verbindung von Hooligans und Rechtsextreme hilft eines: null Komma null Toleranz.

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