Kommentar Die CDU und die Homo-Ehe - Vor der Wahl

Wo verliert die CDU Wahlen? In den Großstädten. An dem Befund kommen ihre Wahlkampfplaner und vor allem ihr politisches Führungspersonal nicht vorbei. Wahlniederlagen in Großstädten sind kein Naturgesetz.

Der langjährige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust hat seiner Partei jetzt zu ein bisschen Mut, zu einem Modernisierungsschub geraten, von dem er selbst weiß, dass er für den konservativen Kern in der CDU eine arge Zumutung ist: die rechtliche Gleichstellung der Homo-Ehe mit der Ehe von Mann und Frau.

Das Ja oder Nein zur Homo-Ehe wird die Bundestagswahl zwar nicht entscheiden. Die Menschen plagen andere Sorgen: Hält der Euro? Ist der Arbeitsplatz sicher? Was kostet künftig Gesundheit? Ist die Rente sicher? Aber in Teilen der Gesellschaftspolitik verharrt die CDU im abgelaufenen Jahrhundert.

Die Gesellschaft hat sich mit der Globalisierung dramatisch gewandelt. Damit einher geht ein sich beschleunigender Wertewandel. Die CDU wird sich, will sie wieder als moderne Großstadtpartei wahrgenommen werden, anders aufstellen müssen.

Es wird niemandem etwas genommen, nur weil die Homo-Ehe rechtlich und steuerlich Anerkennung findet. Vor allem: Schafft die Regierungskoalition den Sprung nicht (den die FDP will, die CSU nicht), wird das Bundesverfassungsgericht aus der Logik der bislang gesprochenen Urteile Fakten schaffen beziehungsweise Hausaufgaben verteilen. Ob das besser ist, als die Dinge selbst zu gestalten? Die CDU hat es in der Hand.

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