Kommentar Der US-Präsident besucht Berlin - Knallharter Gast

Man darf sich nicht täuschen: Die deutsch-amerikanischen Beziehungen haben schon einmal bessere Tage erlebt. Wenn Präsident Barack Obama am Dienstagabend in Berlin landet, ist natürlich alles auf den Harmonie-Modus geschaltet.

Der Besuch ist auch eine Folge des beharrlichen Werbens von Bundespräsident Gauck, dem der US-Präsident nicht länger ausweichen konnte. Die Aufenthaltszeit ist mit 24 Stunden knapp bemessen. Rein protokollarisch ist es - aus Sicht Washingtons - ein eher durchschnittlich bedeutender Besuch.

Wichtiger ist die pathetische Komponente für den Präsidenten: Fast auf den Tag genau 50 Jahre nach der legendären "Ich-bin-ein-Berliner"-Rede John F. Kennedys darf dessen politischer Urenkel endlich sein Talent zu emotionaler Ansprache an die deutsche Bevölkerung auch vor dem Brandenburger Tor zeigen.

Es kommt in der amerikanischen Öffentlichkeit auf Bilder an; weniger auf politische Inhalte. Kanzlerin Angela Merkel denkt - drei Monate vor der Bundestagswahl - da ganz ähnlich. Aber trotzdem ist es verfehlt, Obamas Besuch als Wahlkampfhilfe zu denunzieren.Vor dem Hintergrund dieses eher zeremoniellen Gesamtrahmens sind also konkrete Ergebnisse nicht zu erwarten.

Aber es gibt inzwischen elementare tagesaktuelle Konflikte zwischen Berlin und Washington. Viele dieser Gegensätze beruhen auf einem komplett falschen Obama-Bild in der deutschen Politik: Der 51-Jährige mag ein smartes Profil haben. Aber auf der US-Bühne muss man knallharter Innen- und Sicherheitspolitiker sein.

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