Kommentar zur Plagiatsaffäre von der Leyen Davon gekommen

Meinung | Berlin · Verteidigungsministerin von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten. Die Medizinische Hochschule Hannover beklagt aber "klare Mängel" in ihrer Dissertation.

Ursula von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten. Ein Glanzstück wird ihre Promotionsarbeit der Medizinerin und heutigen Verteidigungsministerin trotzdem ganz gewiss nicht mehr. Der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover hat ihr nach mehrmonatiger Prüfung „klare Mängel“ nachgewiesen. Plagiatselemente und unsauberer Umgang mit Quellen finden sich auf 27 Seiten ihrer 62 Seiten umfassenden Doktorarbeit, also auf beinahe jeder zweiten Seite.

Von der Leyen wird unter diesen unrühmlichen Teil ihrer bislang von Brüchen freien Karriere nun einen Strich ziehen können. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nicht wie bei Karl-Theodor zu Guttenberg oder Annette Schavan, die wegen Plagiaten in ihren Doktorarbeiten von ihren Ministerposten zurücktreten mussten, erneut von einem bedeutenden Mitglied ihres Kabinetts trennen. Drei Tage vor wegweisenden Landtagswahlen hätte Merkel eine solche Personalie ohnehin nicht entschieden.

Die Ministerin, die sonst Kameras und Mikrofone nicht meidet, hat sich zum Tag der Entscheidung der Medizinischen Hochschule Hannover auf Dienstreise in die USA verabschiedet. Wie durch eine wunderbare Steuerung ohne Pressebegleitung. Von der Leyens politische Karriere ist damit nicht zu Ende. Trotz Mängel in der Einleitung ihrer Dissertation, will der Senat der Hochschule kein Muster der Täuschung festgestellt haben. Von der Leyen hat schlampig gearbeitet und ist noch einmal davon gekommen. In ihrem Amt als Ministerin dürfte sie sich einen solchen Arbeitsstil bei einem Rüstungsgroßvorhaben nicht leisten.

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