Kommentar Das neue Bundeskabinett - 2:0

Der Niederlage folgte der Sieg in der Sache und jetzt auch noch der Personalerfolg. Wer sich die Zusammensetzung des neuen Kabinetts der großen Koalition anschaut, kommt um den Tatbestand nicht herum: Die SPD hat gleich zweimal gewonnen. Vom fast doppelt so hohen Stimmenanteil der Union ist in dieser Regierung nichts mehr zu sehen.

Neudeutsch: Angela Merkel und Sigmar Gabriel begegnen sich auf Augenhöhe. Das ist eine fast zwangsläufige Folge des fehlenden Quäntchens an Wählerstimmen, das der Union die absolute Mehrheit gesichert hätte.

Aber es ist mehr als das: Die SPD-Ministerriege zeugt von neuem Gestaltungswillen, die der CSU sogar auch noch (eine Überraschung), die der CDU so gut wie gar nicht. Ein Kopf ist neu, der von Hermann Gröhe. Aber neu ist der nicht wirklich und fachkompetent für sein neues Gesundheitsamt schon gar nicht. Aber so ist das in der Politik, wenn der, der die Ahnung hat, das Amt nicht will (Ursula von der Leyen), oder es nicht bekommen darf (Jens Spahn). Deshalb wird auch ein Unkundiger wie Hans-Peter Friedrich Agrarminister.

Die SPD-Mitglieder im neuen Kabinett zeugen dagegen von mehr Pep. Das gilt vor allem für zwei der drei Frauen, für Manuela Schwesig und Andrea Nahles. Auch Sigmar Gabriel wird zeigen wollen, dass er solide Sachpolitik leisten kann. Aufzufallen wird für die SPD-Riege jedenfalls leichter, hat sie doch die für die Masse der Bürger interessanteren Kabinettsposten inne: Familie, Arbeit, Energie, Verbraucher, Umwelt.

[kein Linktext vorhanden]Apropos Umwelt: Mit Barbara Hendricks und Hermann Gröhe steigt die Zahl der Minister aus NRW auf zwei. Das sieht nach viel aus, ist aber nicht mehr, als das Saarland mit Peter Altmaier und Heiko Maas stellt. Wichtiger noch ist die Personalie Karl-Josef Laumann. Sein Abgang nach Berlin - als verbleibendes soziales Gesicht der CDU - klärt die Fronten am Rhein: Der Weg für Armin Laschet als Kraft-Herausforderer ist frei.

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