Kommentar Ausrüstungspannen bei der Bundeswehr: Kamerad Mangel

Auch diese Panne passt ins Bild. Die Bundeswehr will kurdischen Peschmerga-Streitkräften für ihren Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" Waffen liefern. Panzerfäuste, Gewehre, Munition. Die Fracht ist geladen. Nur das Flugzeug hebt nicht ab, ein Defekt, in diesem Fall an einer Maschine der niederländischen Luftwaffe.

Die Serie der technischen Ausfälle an Flug- und anderem Gerät der Bundeswehr war in den vergangenen Wochen bedenklich lang. Zuletzt musste das Ministerium einräumen, dass ein Teil der Hubschrauberflotte der Marine nicht einsatzfähig ist, Vorsichtsmaßnahme hin oder her. Die Pannen an den Uralt-Lufttransportern Transall reißen nicht ab. Splitterschutzwesten sollen veraltet sein, Nachtsichtgeräte Mangelware. Der Bundesrechnungshof bemängelt zudem die Zielgenauigkeit des Standardgewehres der Bundeswehr. Der Eindruck: Der Truppe fehlt es an vielen Ecken.

Dagegen stehen Reden von Bundespräsident, Außenministerin und Verteidigungsministerin, Deutschland müsse international entsprechend seiner Größe und Bedeutung mehr (auch militärische) Verantwortung übernehmen und könne Weltpolitik nicht mehr nur von der Seitenlinie aus kommentieren. Die Frage ist nur: Mit welcher Ausrüstung? Kamerad Mangel ist ein steter Begleiter.

Die Streitkräfte der Mittelmacht Deutschland sind weltweit in 17 Auslandseinsätzen aktiv. Doch die Ausrüstung bleibt hinter dem politisch formulierten Anspruch zurück - teilweise deutlich. Sicher, Deutschland stellt eigene Fähigkeiten bei der Luftbetankung oder bei der medizinischen Evakuierung zur Verfügung, doch bei der strategischen Aufklärung - siehe das Milliardendebakel um den "Euro Hawk" - oder beim strategischen Lufttransport liegt die Bundeswehr weit hinter den erklärten Zielen.

Die Bundeswehr kämpft aktuell nicht nur in Auslandseinsätzen, sondern unstrittig auch mit dem Mangel wegen veralteter Ausrüstung und Material und somit gewissermaßen mit sich selbst. Mit diese Form der Selbstbeschäftigung werden sich Deutschland und die Bundeswehr bei Verbündeten und Partnern keinen Gefallen tun. Wenn selbst die Vereinten Nationen auf deutschen Lufttransport in Afrika wegen fehlender Fähigkeiten verzichten, muss das bedenklich stimmen. Das kann nicht der Anspruch sein, von dem Ursula von der Leyen oder Frank-Walter Steinmeier gesprochen haben. Hatte von der Leyen nicht von der Bundeswehr als attraktivem Arbeitgeber gesprochen? Dann mal zu. Investitionen helfen bei der Mängelbeseitigung.

Was bleibt? Die Bundeswehr wird sich als Armee im Einsatz auf Kernfähigkeiten konzentrieren müssen, weil gerade in Zeiten schrumpfender Etats nicht mehr jede Streitkraft alles können muss. Man teilt Kosten und Lasten. Und erst recht die Fähigkeiten.

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