Kommentar Achenbach-Urteil - In der Grauzone

Der Filou, Partylöwe und begnadete Kunstnetzwerker hat ausgespielt: Doch, auch wenn Helge Achenbach als personifizierter Kunstklüngel jetzt für sechs Jahre hinter Gitter muss, bleiben noch viele Fragen offen.

Achenbach hat nicht im luftleeren Raum agiert. Seine gewagten Luftnummern, seine Überbuchungen und windigen Deals fanden in einem vermeintlich hochnoblen Milieu statt, wo renommierte Museumschefs beratend zur Stelle, Galeristen und Künstler mit von der Partie waren, wenn es ums große Geschäft, um Investments und Renditen ging.

Und wenn der Kunde gerade keine Lust auf "Dinger" hatte, wie Berthold Albrechts Witwe despektierlich Kunstwerke nannte, dann konnten es auch Oldtimer sein. Achenbach lieferte nach Bedarf - wie wir jetzt wissen mit großzügig überhöhten Gewinnmargen. Das Ganze geschah in einer Grauzone ohne Belege und konspirativ - nicht in einer Bananenrepublik, sondern mitten im Kunstland NRW.

Man muss sich jetzt vor dem mahnenden Wort hüten, der Fall Achenbach habe die Szene in NRW in Verruf gebracht. Sie ist bereits schwer lädiert. Kunst einzig als Spekulations- und Renditeobjekt zu sehen, wie es die Landesregierung bei der verordneten Casinorettung per Kunstverkauf oder im Fall Portigon tat, waren bereits Tabubrüche. Verstellt wurde der Blick auf das Wesen der Kunst und ihren wahren Wert.

Natürlich ist es naiv, die Kunst vom Markt abkoppeln zu wollen. Aber ohne Spielregeln geht es in diesem Geschäft nicht. Doch auf verbindliche Regeln haben offenbar weder die Künstler noch der Kunsthandel Lust.

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