Detlef Drewes Abtreibung - Kein Platz für Auslese

Es ist eingetreten, wovor die Kritiker gewarnt haben: Moderne Medizintechniken werden für den Traum werdender Eltern vom Wunschkind missbraucht.

Niemand wird ernsthaft etwas dagegen sagen können, wenn Krankheiten frühzeitig erkannt, möglicherweise sogar behandelt werden sollen. Die geschlechtsspezifische Selektion aber bleibt unbegreiflich.

Eine offene oder latente Höherbewertung männlicher Stammhalter gegenüber einem Mädchen mag man mit kulturellen Eigenheiten erklären können, zu entschuldigen ist sie nicht. Dennoch bleibt der Streit um die fast schon systematische Abtreibung weiblicher Embryos kein Anlass, um Schwangerschaftsunterbrechungen grundsätzlich wieder auf den Prüfstand zu stellen.

Die EU-Mitgliedstaaten haben dafür Grenzen gezogen. Es geht nicht um schärfere oder andere Gesetze, sondern um die Ahndung von Verstößen gegen die erlassenen Regeln. Um es ganz deutlich zu sagen: Hier sind die Ermittler gefragt, nicht der Gesetzgeber.

Aber auch Politik und Gesellschaft bleiben gefordert, um klarzumachen, dass für archaische Vorstellungen von einer unterschiedlichen Wertigkeit der Männer und Frauen in einer modernen Gesellschaft kein Platz ist. Europa darf solche Selektion nicht zulassen.

Dies muss gegenüber jedem Land gelten, das derartige "Familienplanung" offen oder verdeckt toleriert. Und da darf es keinen Unterschied zwischen fernen Staaten oder nahen Freunden geben. In einer Wertegemeinschaft, wie sie die EU sein will, darf für Auslese des Lebens kein Platz sein.

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