Kommentar zur Kandidatur von Olaf Scholz Abrupte Wende

Meinung | Berlin · "Die SPD wieder nach vorne bringen und stark machen" - so beschreibt die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz das Ziel ihrer gemeinsamen Parteivorsitz-Kandidatur mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Jetzt also doch! Olaf Scholz hat nachgedacht und siehe da, es ist plötzlich Platz, Zeit und Raum für den Posten des SPD-Vorsitzes. Das ist eine abrupte Wende, schließlich hatte er vor Wochen noch beteuert, dass der SPD-Vorsitz zusätzlich zu seinem Amt als Bundesfinanzminister zeitlich nicht zu schaffen sei. Es sei denn, man wäre ein Politikdarsteller. Hat er gesagt. Der Darsteller wechselt Positionen, wenn das Drehbuch in einigen Passagen neu geschrieben wird. Für Scholz stellt sich die Lage im sich munter drehenden SPD-Bewerberkarussell mittlerweile ganz anders dar. Er will es jetzt ganz offiziell wissen, auch wenn er schon länger hat durchblicken lassen, dass er sich auch das allerhöchste Regierungsamt zutraut. Bis dahin ist es aber noch ein Stück Weg.

Für eine SPD-Doppelspitze hat sich Scholz die Brandenburgerin Klara Geywitz ausgesucht, die ihm mindestens die Hälfte der Arbeit bei der Operation Wiederaufbau abnehmen dürfte. Man mag Scholz glauben, dass es ihm um die Partei geht. Aber es geht ihm auch um sich selbst. Denn im Falle einer erfolgreichen Kandidatur für den SPD-Vorsitz bahnt er sich damit zugleich den Weg für eine andere K-Frage: die SPD-Kanzlerkandidatur. Als Vorsitzender hätte er das ihm quasi per Amt verliehene Vorrecht des ersten Zugriffs.

Denn auch wenn Geywitz sagt, sie wären, würden sie gewählt, eine Doppelspitze auf Augenhöhe, liegen die Dinge doch anders. Scholz ist vor allem auf Augenhöhe mit sich selbst. Andere lavieren, er wagt es jetzt. Dabei sollte er wissen, dass er im Parteivolk nicht allzu beliebt ist. Schlechte Wahlergebnisse bei Parteitagen (zuletzt 59,2 Prozent) ist Scholz gewöhnt. SPD-Vorsitz ist ein harter Job. Selbst 100 Prozent haben Martin Schulz nicht gerettet.

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