Kommentar zum SC Paderborn „Effe“ muss liefern

Zehn Spiele, nur die ersten beiden gewonnen, Relegationsplatz – die Bilanz von Stefan Effenberg als Trainer des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn liest sich ernüchternd. Schon als bekannt wurde, dass der „Tiger“ den letztjährigen Absteiger als Trainer übernehmen wird, kam reflexartig nur eins auf: Verwunderung. Oder – schlimmer – sogar Belustigung.

Schließlich ist „Effe“ in der öffentlichen Wahrnehmung eher bekannt als Experte für Eskapaden. Das begann schon in seiner aktiven Zeit in Mönchengladbach, als er vor seinem Haus in der Einfahrt einen angetrunkenen, ungebetenen Gast vorfand und diesen getreten und mit Schlägen traktiert haben soll.

Das Strafverfahren wegen Körperverletzung ist später eingestellt worden. Bei der WM 1994 in den USA zeigte Effenberg den deutschen Fans den Stinkefinger, wurde nach Hause geschickt und aus der Nationalmannschaft verbannt. Als er am 19. Februar 2010 bei einer Verkehrskontrolle einen Polizisten als „Arschloch“ tituliert haben soll – er selbst behauptet „Schönen Abend noch“ gesagt zu haben – musste er 100 000 Euro Strafe zahlen. Im letzten Jahr wurde Effenberg nach einem Oktoberfest-Besuch mit 1,4 Promille Alkohol im Blut erwischt – der Führerschein war weg.

Dass vor zwei Wochen im Trainingslager der Paderborner der mittlerweile suspendierte Nick Proschwitz in bester Effenberg'scher Tradition auffällig wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Provinzclub, der mit der Verpflichtung des früheren Bundesligastars sportlichen Aufschwung und ein bisschen Glamour ins Ostwestfälische holen wollte, hat in den vergangenen Tagen Schlagzeilen geschrieben, die sich der Verein aus der Bischofsstadt mit Möbelfabrikant Wilfried Finke an der Spitze am liebsten erspart hätte. Es geht drunter und drüber in Paderborn, nur sportlich nicht höher.

Clubboss Finke fordert von Effenberg nun Ergebnisse: Er müsse liefern. Sonst dürfte die Trainerkarriere schnell beendet sein. Aber auch das würde Effenberg schadlos überstehen. Auch als TV-Experte hat man schließlich sein regelmäßiges Einkommen.

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