Wörter verschwanden mit der Mauer Das sprachliche Erbe der DDR

BONN · "Ham wa nich" - das bekommt mancher Gast im Osten Berlins zu hören, wenn in der Kneipe die Buletten ausgegangen sind. Für Touristen mag die schroffe Berliner Schnauze gewöhnungsbedürftig sein, Sprachforscher wundern sich weniger.

BERLIN. Denn im Osten der Hauptstadt war der schnoddrige Dialekt zu DDR-Zeiten gewollt, schon als subtile Verteidigung gegen das Sächsische. Im Westen dagegen war Berlinern verpönt, es galt als proletarisch. Mit dem Mauerfall 1989 prallte nicht nur in Berlin Sprache Ost auf Sprache West.

Wiedervereinigung ist für den Linguisten Manfred Hellmann auf diesem Feld das falsche Wort. "Das war eine sprachliche Übernahme", sagt er. Und die enorme Anpassungsleistung haben demnach die Ostdeutschen fast allein erbracht.

Hellmann hat die Redegewohnheiten im Osten jahrelang studiert. Viele DDR-Bürger hätten "Westdeutsch" wie eine Zweitsprache lernen müssen, sagt er. Es hieß jetzt Personalakte statt Kaderakte, Team statt Kollektiv.

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Westdeutsche sagten "ich", Ostdeutsche lieber "man" oder "wir". Am liebsten hätte die DDR ohnehin eine eigene Variante des Deutschen etabliert.

Bald nach dem Mauerfall verschwanden fast alle Wörter und Begriffe, die an das DDR-System gebunden waren. Nur eine Handvoll spezifisch ostdeutscher Wörter fand Eingang in die westdeutsche Alltagssprache - "abnicken" und "angedacht" gehören dazu.

Dafür eint Ost und West bis heute ein gemeinsames Wörter-Erbe aus der Zeit um und kurz nach 1989 - von Mauerfall über Einigungsvertrag bis Stasi-Akte. Und auch "die Wende" ist Stichwort im Universalwörterbuch geworden.

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