Uni Bonn Der Master-Studiengang "Ecumenical Studies" lockt Studenten aus aller Herren Länder

BONN · Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist der Glaube an Gott. Die Teilnehmer des internationalen Master-Studiengangs "Ecumenical Studies" lernen Menschen aus aller Herren Länder kennen - und die Ausprägungen der christlichen Konfessionen.

 Zukunft der Ökumene: Justin Rainey, Studiengang-Leiter Wolfram Kinzig und Violeta Tabus tauschen sich im Master-Studiengang an der Uni Bonn aus.

Zukunft der Ökumene: Justin Rainey, Studiengang-Leiter Wolfram Kinzig und Violeta Tabus tauschen sich im Master-Studiengang an der Uni Bonn aus.

Foto: Sascha Stienen

Der Leiter des Studiengangs, Wolfram Kinzig, sagt: "Der ökumenische Studiengang ist eine wunderbare Bereicherung für uns und führt zu einer erfreulichen Internationalisierung der Theologie."

Den einjährigen Master-Studiengang gibt es an der Bonner Universität seit dem Wintersemester 2007/2008. Es ist der einzige Studiengang seiner Art in Deutschland. Unterrichtssprache ist Englisch - eine Herausforderung für Studierende und Lehrende.

Bisher haben 58 Studenten aus aller Herren Länder den Studiengang abgeschlossen. Viele von ihnen entschieden sich anschließend dazu, auch noch den Doktortitel in Deutschland zu machen.

Die Rumänin Violeta Tabus (30) ist eine der begeisterten Absolventinnen. Nach dem Abschluss ihres Studiums in orthodoxer Theologie 2008 in Bukarest entdeckte sie den Bonner Studiengang. Sie berichtet: "Du kommst hier in einen echten Dialog mit Menschen aus der ganzen Welt. Das ist extrem spannend. Jeder Student bringt seine Erfahrungen ein."

Zum Pflichtprogramm für die Studenten gehört im ersten Semester das Seminar von Professor Kinzig über die christlichen Konfessionen. In diesem Seminar stellen alle Studenten eines Jahrgangs ihre Heimatgemeinde vor. Zurzeit sind es neun Studierende aus Indien, Malta, Neuseeland, Pakistan, Rumänien, aus der Ukraine und der Slowakei. Prinzipiell ist der Studiengang auch offen für deutsche Studenten; bisher waren es aber ausschließlich ausländische Teilnehmer.

Die Chinesin Zhu Fei hat eine Menge Inspirationen mit in ihre Heimat Chengdu genommen. Zhu Fei kommt aus einer chinesischen Hauskirche, die sie als sehr konservativ, exklusiv und von der Gesellschaft abgeschottet beschreibt. "Der Studiengang hat mein Verständnis vom Glauben erweitert", berichtet sie. Zum Beispiel weiß sie nun, dass Christen auch in der Öffentlichkeit für soziale Projekte eintreten können.

Zudem sei das chinesische Bildungssystem sehr autoritär und einseitig. Das Studium in Deutschland dagegen habe sie darin bestärkt, unabhängiger zu denken und ihre Meinung zu äußern. Die Ökumene-Studenten absolvieren auch ein sechswöchiges Vollzeit-Praktikum in den Semesterferien, und zwar bei einer Einrichtung, die nicht zu der jeweiligen Konfession gehört.

Wie ZERG-Geschäftsführerin Julia Winnebeck erläutert, war und ist der Studiengang ein Modellversuch, um auch Lehrende der verschiedenen Konfessionen in einem Studiengang zu vereinen und sachlich und wissenschaftlich die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Ökumene zu erörtern. "Dabei geht es auch darum, junge Menschen auszubilden, sich in verantwortlichen Positionen für den ökumenischen Dialog zu engagieren."

Justin Rainey (28) bezeichnet den Studiengang als "großartige Erfahrung". Der US-Amerikaner gehört einer freien evangelikalen Kirche an und empfand vor allem den direkten Austausch mit Studierenden und Lehrenden anderer Konfessionen als Bereicherung. Spannend fand er etwa, mit Experten aus Deutschland über Luther zu sprechen.

Im Jahr des Studiums und anschließend als Koordinator des Ökumene-Studiengangs bekam er eine Vorstellung davon, welche religiösen und philosophischen Vorstellungen sich parallel an vielen verschiedenen Orten der Erde entwickeln. Rainey gab sein Amt als Ansprechpartner für Lehrende und Studierende zum Beginn des Wintersemesters 2011/2012 weiter. Seine Nachfolgerin ist Violeta Tabus, die den neuen Studenten mit Rat und Tat zur Seite steht.

Ecumenical Studies

Der Bonner Master-Studiengang ist Ecumenical Studies ein Gemeinschaftsangebot der Evangelisch-Theologischen Fakultät und des interfakultären "Zentrums für Religion und Gesellschaft" (ZERG). Hieraus ergibt sich eine weitere Besonderheit: Die Studenten werden nicht nur von evangelischen, katholischen, altkatholischen und orthodoxen Theologen unterrichtet, sondern auch von Lehrenden der Philosophischen sowie der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. So wird der interdisziplinär angelegte Studiengang um weitere Blickwinkel erweitert.

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