Rettung für Moses kommt in letzter Minute

Helmut Hölters betreibt das Kaufhaus in Bad Neuenahr - Die Mitarbeiter können aufatmen und stehen hinter dem neuen Konzept

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Endlich einmal in der trüben Spätherbststimmung eine gute Nachricht für Mitarbeiter, Kunden und die Stadt: Das Kaufhaus Moses in Bad Neuenahr wird fortgeführt. Und das unter der neuen und früher schon bewährten Regie von Helmut Hölters.

"Eine schlimme Zeit der Ungewissheit endet hoffnungsvoll", atmete am Mittwoch auch Heinz Walter Kreft für den Großmieter Europa-Möbel auf. "Die Lichter bleiben nicht nur an, sondern werden auf Dauer heller leuchten als bisher", verkündete der Repräsentant des Grundstück-Eigentümers, Johannes Kortendick, fast überschwänglich die frohe vorweihnachtliche Botschaft.

Kortendick sprach am Mittwoch ein gewichtiges Wort, als Vorstand vertritt er den Eigentümer der Immobilie an der Hauptstraße, die Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Handel (AGGH) in Frankfurt. Die ist wiederum eine Tochter der Frankfurter Vermögens-Holding GmbH, und diese GmbH gehört wiederum zur schwedischen Bankengruppe SEB. Und das ist nicht das einzige komplizierte Geflecht, in dem Hölters die Verhandlungen um das Fortbestehen des Kaufhauses führen musste. Übrigens, ganz in der Stille hat auch Bürgermeister Hans-Ulrich Tappe dem Frankfurter Kortendick den Standort Bad Neuenahr schmackhaft gemacht.

Auf den letzten Drücker gelang es, zu einer Vereinbarung unter allen Beteiligten zu kommen, und das sind: Eigentümer, Insolvenzverwalter, Betriebsrat mit Belegschaft, Arbeitsamt, Mieter und, natürlich vorneweg, der künftige Kaufhaus-Betrieber Hölters. "Sonst wäre am Samstag das Kaufhaus geschlossen gewesen, ohne Schlussverkauf", sagte Hölters. Die Ware wäre an andere Kaufhaus-Betriebe aus dem Kaufring-Nachlass weitergeleitet worden. "Alle sind über ihren Schatten gesprungen", so Hölters.

Er erinnerte: Seit November 1996 war die Kaufring AG alleiniger Eigentümer des einzigen Kaufhauses im Ahrtal. Kaufring geriet 1999 in eine Schieflage, verursacht durch Verluste der neuen Häuser in den neuen Bundesländern und ungünstigen Beteiligungen. Nach zweijähriger Sanierung scheiterte ein Vergleich mit den Banken. Am 27. Dezember 2001 meldete Kaufring Insolvenz an.

Und davon war auch die Moses GmbH mit fünf Häusern unmittelbar betroffen. Der Insolvenzverwalter hatte das Wort. Folge für das Haus in Bad Neuenahr: Mitte des Jahres 2002 wurden 30 Mitarbeiter von Moses entlassen, fast alle weiteren später auch gekündigt. Jetzt sieht es für die 82 Mitarbeiter im Kaufhaus Moses hoffnungsvoll aus, und das dürfte auch für das Personal in den weiteren vermieteten Geschäften des Hauses - wie Europa-Möbel - gelten - insgesamt fast 130. "Die Mitarbeiter stehen voll hinter dem Konzept von Hölters", sagt der Vize-Vorsitzende des Betriebsrates, Detlef Weising. Auch wenn sie bis März von Kurzarbeits-Geld leben müssen, ab März gebe es wieder das volle Gehalt.

"Das Arbeitsamt in Mayen und die Außenstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler haben großartig gearbeitet, die haben Probleme einfach gelöst", ist Hölters noch heute perplex. Die Übernahme des Geschäftsbetriebs sei auch auf "treue Kunden" zurückzuführen. Die hätten deutlich gemacht, dass ein gutes Potenzial an Kunden in Bad Neuenahr-Ahrweiler vorhanden sei und ein weiterer Betrieb sich lohnen werde.

"Wir wollten zuerst verkaufen, haben aber genug Luft, um jetzt mit einem vermieteten Kaufhaus-Betrieb weiter zu machen", sagt Kortendick. Und verhehlt nicht, dass es seinem Unternehmen in erster und letzter Linie um Rendite geht. "Moses lebt, auch der Name bleibt", sagt Hölters, der fehlenden Investorenmut in schwieriger Zeit rügt. Der Kunde im Kaufhaus Moses mit insgesamt 7 500 Quadratmeter Verkaufsfläche wird von dem Wechsel in der Geschäftsführung zunächst nichts bemerken.

Die festliche Weihnachtsbeleuchtung kommt. Das Sortiment werde erst im Jahr 2003 deutlich verändert. So soll eine Drogerie rein. Aber auch insgesamt will Hölters das Angebot attraktiver gestalten, besonders auf der Moses-Fläche von 5 800 Quadratmetern. Die soll sich verkleinern für neue Mieter, Europa-Möbel (1 200 qm) wird sich vergrößern. Perspektiven sind für die Beteiligten da. Die neue Umgehungsstraße sei eine positive Leistung für die Infrastruktur. Alle hoffen auch, dass es mit dem geplanten neuen Gesundheitskaufhaus gegenüber von Moses klappt. Jetzt, wo Moses wieder belebt sei, seien die Chancen für neue Investitionen gestiegen. Und damit auch die Chance für eine starke Einkaufcity Bad Neuenahr, so Hölters.

Er bedauert, dass das Mittelzentrum mit einem neuen DM-Drogeriemarkt nun doch ein Innenstadt relevantes Warensortiment anbiete, was ursprünglich ausdrücklich vermieden werden sollte. Ein weiterer Wunsch richtet sich auf ausreichende Parkplätze in der Nähe. Am 1. Dezember ist der formelle Übergang: "Moses lebt, voll aktiv und illuminiert".

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