Morgan-Rekofa stellt Produktion in Ahrweiler ein

Herstellung von Kohlebürsten wird aufgegeben - Über 100 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze

  Abgeschaltet  werden soll die Produktion bei Rekofa in Ahrweiler.

Abgeschaltet werden soll die Produktion bei Rekofa in Ahrweiler.

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. (wtz) Nächste Hiobsbotschaft für die Wirtschaft in der Region: Nach dem am Mittwoch verkündeten Aus für die Produktion beim Garnhersteller Schoeller in Eitorf ( der GA berichtete) will jetzt auch das Elektrotechnik-Unternehmen Morgan-Rekofa im Stammwerk der Rekofa in Ahrweiler-Walporzheim die Produktion einstellen. Von den noch 180 Beschäftigten sollen über 100 bis Ende nächsten Jahres ihre Arbeit verlieren.

30 Beschäftigte sollen künftig am Standort Antweiler in der Eifel arbeiten. In Ahrweiler bleiben lediglich die Kundenbetreuung mit Vertrieb, Logistik und Schnell-Lieferservice mit insgesamt weniger als 25 Arbeitsplätzen. Das teilte die Unternehmensleitung am Donnerstag mit.

Rekofa steht damit vor dem größten Einschnitt in der mehr als 80-jährigen Firmengeschichte. 1921 als Rheinische Kohlebürsten AG in Ahrweiler gegründet, beschäftigte Rekofa Anfang der 60er Jahre 500 Mitarbeiter. Bis heute stellt das Unternehmen Kohlebürsten und andere Kohlenstoff-Komponenten für die Stromübertragung her.

1998 erwarb die britische Morgan-Gruppe mit Sitz in Windsor das Unternehmen. Die Beschäftigung wurde Schritt für Schritt zurückgefahren. Im Geschäftsbereich rotierende Übertragungssysteme fertigen 50 Mitarbeiter im 1960 gegründeten Werk Antweiler in der Eifel komplexe elektromechanische Geräte.

Für die europäischen Betriebe der Morgan-Gruppe werde für das Jahr 2005 von Morgan "eine neue Struktur mit Kompetenzzentren" angestrebt, hieß es. Diese würden ergänzt durch "Fertigungsschwerpunkte in Niedriglohn-Ländern". Morgan-Rekofa-Geschäftsführer Klaus Hoffmann: "Alle unsere Produkte stehen unter erheblichem Preisdruck, gleichzeitig wird höchste Qualität und Zuverlässigkeit erwartet. Nur wo man zu günstigen Kosten produziert, wird die Morgan-Gruppe investieren und Arbeitsplätze sichern."

Im Klartext: "Gerade die lohnkostenintensiven Fertigungen einfacher Kohleringe, Kohlebürsten und Halter werden wir am Standort Ahrweiler mit den derzeitigen Arbeitskosten nicht länger fortsetzen können", erklärt Personalleiter Klemens Marx und ergänzt: "Wir können mit den niedrigen Kosten an den konkurrierenden Standorten in Ungarn, der Türkei und vor allem Indien nicht mithalten."

"Die Entscheidung der Konzernleitung, im Werk Ahrweiler einen so drastischen Einschnitt vorzunehmen, kam auch für den Betriebsrat absolut überraschend", sagte Betriebsratsvorsitzender Richard Klein. Der Betriebsrat könne diese Entscheidung in keiner Weise nachvollziehen. Es bestünden gute Chancen, mit den an den Standorten Ahrweiler und Antweiler hergestellten Produkten konkurrenzfähig zu bleiben.

Der Betriebsrat wird nach Kleins Aussage alles in seiner Macht Stehende tun, um in den Verhandlungen und Gesprächen mit der Geschäftsleitung und anderen Verantwortlichen des Konzerns über einen Interessenausgleich und Sozialplan das Bestmögliche für die betroffenen Mitarbeiter auszuhandeln.

Laut Morgan-Rekofa soll der Standort Antweiler in der Eifel mit derzeit 50 Beschäftigten als weltweites Zentrum für den Geschäftsbereich rotierende Übertragungssyteme ausgebaut werden, mit zusätzlichen Kapazitäten in Konstruktion, Entwicklung, Vertrieb und Service. Zusätzlich werde Produktion, die bisher in England beheimatet war, nach Antweiler in die Eifel verlagert, um dort die Kapazitäten besser auszulasten.

Bei Morgan war im Geschäftsjahr 2003 der Umsatz von 880 Millionen auf 850 Millionen Pfund (knapp 1,3 Mrd Euro) gesunken. Der operative Gewinn stieg hingegen von 34 auf 43 Millionen Pfund. Im Geschäftsbereich Kohleprodukte fiel der Umsatz vonn 200 auf 186 Millionen Pfund, der Gewinn ging von 14,6 auf 13,4 Millionen Pfund zurück.

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