Nachfolger gesucht Telekom verliert US-Chef Philipp Humm

BONN · Die Deutsche Telekom verliert überraschend ihren US-Chef. Philipp Humm, bisher verantwortlich für T-Mobile USA, wird nach Informationen dieser Zeitung neuer Vorstandschef des Konkurrenten Vodafone Europe.

 Von den USA zurück nach Europa: Philipp Humm wird künftig seinem bisherigen Chef René Obermann Konkurrenz machen.

Von den USA zurück nach Europa: Philipp Humm wird künftig seinem bisherigen Chef René Obermann Konkurrenz machen.

Foto: dpa

Die Suche nach einem Nachfolger läuft, vorübergehend übernimmt ab sofort Jim Alling, bisher fürs Tagesgeschäft von T-Mobile USA zuständig, Humms Funktion.

Wie die Deutsche Telekom am Mittwoch Abend mitteilte, wolle sich Humm "neuen beruflichen Herausforderungen außerhalb der Deutschen Telekom stellen und näher bei seiner Familie sein". Vodafone Europe wird von London aus gesteuert.

Der bisherige Vorstandschef Michel Combes scheidet dort aus und übernimmt am 1. August den Chefposten bei Frankreichs zweitgrößtem Mobilfunkanbieter SFR, einer Vivendi-Tochter. Nach Informationen dieser Zeitung hat Humm kurzfristig von einer Ausstiegsoption in seinem Arbeitsvertrag Gebrauch gemacht.

Diese war ihm für den Fall eines Scheiterns der Verkaufspläne von T-Mobile USA an AT&T eingeräumt worden. Dieser Verkauf war dann tatsächlich geplatzt.

Humm kam 2005 zur Telekom, wo er zunächst für das Mobilfunkgeschäft in Deutschland zuständig war. 2008 übernahm er die Verantwortung für die Vertriebs- und Serviceaktivitäten der europäischen Mobilfunkbeteiligungen. Im Mai 2010 wechselte er zu T-Mobile USA, seit November 2010 ist er Geschäftsführer der Amerika-Tochter.

René Obermann dankte Humm für die Zusammenarbeit in den vergangenen sieben Jahren: "Philipp Humm hat dem Unternehmen in den vergangenen Jahren wichtige Impulse gegeben: Unter seiner Führung hat sich die Kostensituation der T-Mobile USA bereits deutlich verbessert und er hat das Unternehmen durch die schwierige Phase des geplanten Verkaufs an AT&T geführt."

Bezogen auf den potenziellen Nachfolger sagte Obermann: "Nun brauchen wir jemanden, der diese Impulse in Markterfolge umsetzt." Gespräche mit potenziellen Nachfolgern seien auf einem guten Weg.

Seit dem geplatzten Verkauf an AT&T versucht die Telekom, ihr Mobilfunkgeschäft in den USA auch mit Investitionen zu stabilisieren. Im Februar gab das Unternehmen bekannt, insgesamt vier Milliarden Dollar in die Modernisierung des Netzes und die Einführung der schnellen Mobilfunktechnik LTE zum Ausbau des 4G-Netzes investieren zu wollen. LTE soll in den USA im nächsten Jahr an den Start gehen.

Zuletzt hatte sich das Geschäft der Telekom in den USA leicht verbessert. Im ersten Quartal war der Umsatz um zwei Prozent auf 3,85 Milliarden Euro gestiegen. Allerdings fiel das Betriebsergebnis (Ebit) um mehr als 14 Prozent auf 344 Millionen Euro. Unter anderem weil T-Mobile USA das iPhone nicht im Programm hat, wechseln viele Kunden nach dem Auslaufen ihres Vertrages zu Konkurrenten.

Die Arbeitnehmervertreter bei der Telekom weinen Humm keine Träne nach. Immer wieder war dem Unternehmen vorgeworfen worden, in den USA Gewerkschaftsarbeit zu unterdrücken. Zuletzt appellierten 18 US-Politiker und Arbeitsrechtler in einem Offenen Brief an den Bonner Konzern, in seiner Einstellung zu Gewerkschaftsarbeit nicht mit zweierlei Maß zu messen.

Von den rund 38.000 Beschäftigten des Mobilfunkunternehmens haben nur 15 bisher eine Arbeitnehmervertretung gewählt, die als Tarifpartei auftritt. Die Gewerkschaft CWA, die mit Verdi zusammenarbeitet, wirft T-Mobile USA vor, die Mitarbeiter massiv einzuschüchtern, damit sie sich nicht gewerkschaftlich organisieren. Die Telekom hatte die Anschuldigungen als "Polemik" zurückgewiesen.

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