Rottbitze I: eine Honnefer Erfolgsgeschichte

Gewerbegebiet hat in punkto Branchenmix, Arbeitsplätze und Steuerkraft die Erwartungen seiner Planer voll erfüllt - Nur zwei von 41 Grundstücken sind noch zu haben

Bad Honnef. Für Baudezernent Gerhard Bense ist es eine Bad Honnefer Erfolgsstory: die Schaffung des Gewerbegebietes Rottbitze I. Und das treffe nicht nur für die kurze Zeitspanne zu, innerhalb derer die gut 16 Hektar an die Investoren gebracht wurden. Seit die Bad Honnefer mit ihrem Produkt an den Markt gegangen sind, sind erst knapp zweieinhalb Jahre vergangen. Und wenn das letzte Richtfest gefeiert, der letzte Umzug abgeschlossen ist, werden in Aegidienberg laut Bense unter dem Strich gut 45 Millionen Mark investiert und 430 Arbeitsplätze, darunter 296 neue Jobs, geschaffen worden sein.

Eine "wichtige Investition in die Zukunft" nennt das der Dezernent, der einer der Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Bad Honnef ist. Der eigens gegründeten GmbH, in der die Stadt sowie die drei örtlichen Banken Interessen und Know-How gebündelt haben, wurde die Vermarktung übertragen. Das "Vermarktungsinstrument GmbH" dürfte laut Thomas Poggenpohl von der Strukturfördergesellschaft Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (SFG) wesentlich zum rasanten Tempo beigetragen haben, das er dem Wachstum von Rottbitze I attestiert: "Wir waren begeistert, wie schnell das ging." Für Bense und seinen Kollegen Günter Göbel von der Stadtsparkasse besteht auch sonst Anlass zur Freude. Immerhin ist die Fläche neben der A 3 und der ICE-Trasse ein Beitrag zum Strukturwandel. Die Zielvorgabe, die beim Vermarktungsstart im August 1998 auf dem Tisch lag, sei erfüllt: Es ging um die Schaffung von Arbeitsplätzen, um Expansionschancen für heimisches und neu angesiedeltes Gewerbe sowie langfristig auch um die Steuerkraft. Bense: "Die Palette von Arbeitsplätzen in der Stadt zu verbreitern, auch das war ein Ansatz."

Der Ist-Zustand in nackten Zahlen: 97 Prozent der Fläche haben den Eigentümer gewechselt. Nur zwei von 41 Grundstücken sind laut Göbel noch vakant. Für das Gros der verkauften Areale sind Baugenehmigungen erteilt, sagt Bense. Gebaut wird an allen Ecken und Enden, und zwar auf 67 Prozent der Gesamtfläche. Dazu, dass das so ist, habe der Preis für jeden der 136 000 Quadratmeter reiner Gewerbefläche beigetragen: 65 Mark legen Investoren dafür auf den Tisch.

Damit liegen die Bad Honnefer günstiger als Nachbarn im Norden, höher aber als rheinland-pfälzische Kommunen. Den Wettbewerb mit den südlichen Nachbarn brauchte Rottbitze I laut Göbel offenbar trotzdem nicht zu scheuen: Unter den 23 Firmen, die aus der Region zu den 18 "heimischen" Betrieben gestoßen sind, sind solche aus dem Kreis Neuwied. Göbel: "Die Lage direkt an der A 3 ohne Ortsdurchfahrten hat sich hier offenkundig ausgezahlt." Bense verhehlt es nicht: Mehr Verkehr ist trotzdem programmiert, weshalb die Autos sich an der Rottbitzer Straße neuerdings im Kreisel drehen. Vor dem Hintergrund, dass in der Nachbarschaft ein Wohngebiet entstehen soll, werde das Thema Verkehr die Bad Honnefer auch an dieser Stelle noch beschäftigen.

Die Finanzspritze des Bundes erlaubte eine Kalkulation, mit der die Rechnung der Bad Honnefer aufzugehen scheint: Aus dem Ausgleichstopf fließen mehrere Millionen Mark. Bei den so genannten "zuschussfähigen Kosten" des Elf-Millionen-Mark-Batzens Erschließung - das sind rund acht Millionen Mark - greift der Bund dem Projekt mit maximal 38 Prozent unter die Arme. Das Geld, daran ist die Bewilligung geknüpft, muss ohne Umwege den Investoren zugute kommen, drückte also den Grundstückspreis.

Apropos Erschließung: Wenn alles nach Plan läuft, werden bis Ende 2002 alle Straßen fertig, alle Laternen installiert sein. Der Branchenmix ist laut Göbel ein weiterer Erfolgs-Parameter. Dabei ist Mittelstand Trumpf: Vom Großbäcker Scholl & Erlebach über IFS Filtertechnik und Autoglas Becker bis zum Fliesenleger, Dachdecker, Zimmermann und Autoexperten reicht die Palette. JK Ergoline hat seinen Standort in Aegidienberg optimiert, und auch eine weitere Firma ist vom nahen Heideweg umgezogen.

Der Schlüssel Fläche zu Arbeitsplätze spricht ebenfalls für den Standort, ist Poggenpohl überzeugt: Mit 30 Arbeitsplätzen pro Hektar erfülle das Gebiet eine gute Marge.

Zum Vergleich: Für Troisdorf-Spich werden laut Poggenpohl 50 Arbeitsplätze pro Hektar angestrebt, allerdings mit anderen Vorzeichen. Denn entscheidend sei auch das Planungsrecht und damit, welche Art von Betrieben zugelassen ist. Poggenpohl: "Etwa 30 Arbeitsplätze pro Hektar in Rottbitze I - auch das ist ein Punkt, der sich wirklich sehen lassen kann."

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