Streit Esch/Middelhoff Plötzliche Harmonie zwischen Immobilienentwickler und Ex-Arcandor-Chef

Bielefeld · Der Showdown vor Gericht wurde in letzter Minute verhindert. Ab heute wollten der Troisdorfer Immobilienentwickler Josef Esch und der früherer Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ihren Streit um Millionen vor dem Bielefelder Landgericht ausfechten. Jetzt verständigten sie sich darauf, eine außergerichtliche Einigung zu suchen, wie Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller mitteilte.

Will nicht vor Gericht: Thomas Middelhoff.

Will nicht vor Gericht: Thomas Middelhoff.

Foto: ap

Ein Sprecher Eschs wollte keine Einzelheiten nennen. Man habe Stillschweigen vereinbart. Das Gericht hob die Termine auf, wie ein Gerichtssprecher sagte.

Bei dem Streit geht es um über drei Millionen Euro für Flugkosten und vor allem um die Yacht Medici. In das 33-Meter-Schiff hätte sich Middelhoff vernarrt, wie Esch in einem seiner seltenen Interviews im vergangenen Jahr dem Spiegel erzählt hatte. Ein teures Vergnügen. Vermietet wurde Middelhoff die Yacht vor fünf Jahren durch ein Konsortium um Esch für mehr als 72.000 Euro im Monat.

Dazu kamen noch Liegegebühren, Geld für die Besatzung und Treibstoff. Später hat Middelhoff den Vertrag gekündigt und die Zahlungen eingestellt. Da hatte er sich mit seinem ehemaligen Vermögensverwalter Esch zerstritten und warf ihm und weiteren Beteiligten an dem Konsortium vor, ihm durch falsche Beratung einen massiven Vermögensschaden zugefügt zu haben.

Middelhoff hat viel Geld in Oppenheim-Esch-Fonds angelegt. Um die Rendite zu erhöhen, setzen die Anleger vor allem Fremdkapital ein. Mit Mieteinnahmen sollen dann Zinsen bezahlt und der Kredit getilgt werden. Diese Rechnung ging aber nicht immer auf. Für die Kölner Messehallen fließt derzeit etwa nur eine reduzierte Nutzungsentschädigung.

Middelhoff beklagt auch überhöhte "weiche Kosten" - etwa für Kapitalvermittlung oder Marketing. Und damit steht er nicht allein. Weitere Fondszeichner verlangen deshalb etwa die Rückabwicklung ihrer Beteiligungen. Esch vertritt dagegen den Standpunkt, dass "weiche Kosten" aus Steuerersparnisgründen explizit von den Anlegern erwünscht waren.

Esch und Middelhoff haben sich laut Spiegel-Online jetzt darauf verständigt, dass Middelhoff im Streit um die Medici eine Schuld in Höhe von 2,5 Millionen Euro anerkennt. Middelhoff rückt angeblich von seiner Position ab, er habe das Schiff nicht gemietet, sondern per Mietkauf erwerben wollen.

Im Gegenzug gewähre Esch einen Zahlungsaufschub. Weitere strittige Fragen wollen Esch und Middelhoff im Zuge eines Gesamtvergleichs beilegen. Für die nötigen Verhandlungen haben die Parteien laut der Nachrichtenagentur ap gut ein Jahr eingeplant.

Daneben fechten beide noch zahlreiche Rechtsstreitigkeiten aus. Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch sowie dessen Vorgänger Klaus Hubert Görg verlangen von Middelhoff wegen angeblicher Pflichtverletzungen und umstrittenen Bonuszahlungen Schadenersatz. Esch wurde von der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz wegen falscher Beratung auf 1,9 Milliarden Euro Schadenersatz verklagt.

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