Tankkarten Mineralölkonzerne wollen Firmenkunden binden

BONN · Das Geschäft mit Tankkarten boomt. Ausgegeben werden sie von Mineralölkonzernen an Firmenkunden. Sie dienen der Kundenbindung, denn sie gelten nur an den Stationen der jeweiligen Marke, allenfalls noch bei Kooperationspartnern. Die Karten von Shell werden von Esso akzeptiert und umgekehrt. Flächendeckende Präsenz ist wichtig in diesem Geschäftsfeld. Das Kartellamt hält das System für problematisch.

 Vor allem für Dieselfahrzeuge aller Art wird die Karte genutzt.

Vor allem für Dieselfahrzeuge aller Art wird die Karte genutzt.

Foto: dpa

Im Gegenzug zur Kundenbindung wird ein Rabatt besonders für Diesel gewährt, der je nach Abnahmemenge deutlich ausfallen kann. Der Kunde, so die Mineralölbranche, habe außerdem für die Buchhaltung den Vorteil einer monatlichen Gesamtabrechnung, und er könne den Verbrauch der einzelnen Fahrzeuge besser kontrollieren.

Hinzu kommen, je nach Vertrag und europaweiter Geltung, Dienstleistungen wie die Bezahlung von Autobahngebühren und Pannenhilfen.

Der Energie Informationsdienst schätzt, dass mehr als 50 Prozent des Dieselverkaufs bereits über Tankkarten mit zum Teil hohen Rabatten abgerechnet werden. Aral hat nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Kartenkunden, jeder fünfte Liter Treibstoff werde über Karten verkauft. Der Taxi- und Mietwagenverband berichtet von steigender Nachfrage seiner Mitglieder angesichts hoher Preise. V

or allem für Dieselfahrzeuge aller Art wird die Karte genutzt, aber auch für Benzin-Pkw, soweit sie Mitarbeitern und Vertretern, oft als Leasing-Fahrzeuge, von Firmen zur Verfügung gestellt werden.

Wo bleiben die freien Tankstellen in diesem Geschäft? Ihr Bundesverband BFT in Bonn räumt ein, dass man nicht wirklich mithalten könne. Es fehle ein vergleichbares Abrechnungssystem. Das Netz der über 500 BFT-Mitglieder mit 2200 Tankstellen sei nicht homogen genug, sagt Geschäftsführer Stephan Zieger.

Allerdings können sich die Freien etwa der Service-Firma DKV anschließen, deren Karten für Lkw und andere Nutzfahrzeuge netzübergreifend akzeptiert werden. DKV verlange jedoch, so heißt es, einen Nachlass von 2,8 bis 3,5 Cent je Liter als Eintrittsgebühr, und man müsse lange Zahlungsziele in Kauf nehmen. Das sei nicht unbedingt ein attraktives Geschäft, so Zieger.

Das Kartellamt hat in seiner Analyse des Mineralölsektors die Kundenbindung durch Tankkarten als problematisch erwähnt. Schlüsse wurden daraus nicht gezogen. Shell experimentiert mittlerweile mit Dieselpreisen, die als Bundesdurchschnitt für sieben Tage festgelegt werden. Für diese Listenpreise, die unabhängig von den aktuellen Preisen an der Zapfsäule gelten, können sich große Lkw- und Bus-Unternehmen entscheiden.

Was im üblichen Auf und Ab der Tankstellenpreise nicht geht, hier soll es gehen. Spediteure meinen jedoch, das Angebot sei zweischneidig. Wer Gelegenheit habe, oft in wettbewerbsintensiven Regionen (Preistrichter) zu tanken, sei damit nicht gut bedient.

Der normale Autofahrer könnte zudem vermuten, dass das System der Tankkarten-Rabatte auf seine Kosten refinanziert wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort