US-Dosenhersteller Ball Konzern tüftelt am Rhein an der Blechverpackung

BONN · An das Jahr 2003 kann sich Sabine Köppe noch gut erinnern. Denn das war das Jahr, in dem in Deutschland das Dosenpfand eingeführt wurde. Und von mehr als sieben Milliarden jährlich verkaufter Dosen plötzlich nur noch ein paar Millionen übrig blieben.

 Nicht nur für Feinschmecker: Verschiedene Sorten Craft Beer aus den USA in Dosen von Ball.

Nicht nur für Feinschmecker: Verschiedene Sorten Craft Beer aus den USA in Dosen von Ball.

Foto: GA

Ein harter Schlag für den der kurz zuvor den deutschen Konkurrenten Schmalbach-Lubeca übernommen hatte, unter anderem mit einem Standort in Bonn.

"Wir sind allerdings ein europäisches Unternehmen", sagt Köppe heute. Deshalb seien die Auswirkungen auf das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Bonn, wo 80 Spezialisten Ideen für Getränkedosen entwickeln, überschaubar geblieben. Köppe, die das Labor von Ball in Bonn leitet, hält die Dose auch heute noch für die optimale Getränkeverpackung: Mit nur knapp zehn Gramm superleicht, dabei licht- und gasundurchlässig.

Ob Säfte, Limonade oder Bier, jedes neue Getränk, das von Ball in Dosen abgefüllt werden soll, wird in Bonn zunächst unter die Lupe genommen. Physiker, Chemiker, Ingenieure, Lebensmittel- und Getränketechnologen stimmen dann die Dose innen und außen auf den Inhalt ab.

Haltbarkeit spielt dabei zum Beispiel eine große Rolle. Nicht nur die des Produkts, sondern auch die der Verpackung. Dosen müssen einiges aushalten können. Das beginnt schon in den Abfüllanlagen, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2000 Dosen pro Minute arbeiten. Dosen dürfen nicht explodieren, und die Innenlackierung muss auch Beulen vertragen.

Die Bonner springen auch auf neue Trends. "Wir probieren jetzt Wein aus der Dose", berichtet Köppe. Mit Prosecco und Mischgetränken gebe es bereits erste Erfahrungen. "Für die Winzer geht es auch darum, neue Kundengruppen anzusprechen." Auch neue Dosenformen kommen auf den Markt. Dosen in Flaschenform aus Weißblech zum Beispiel fertigt Ball bei der im vergangenen Jahr übernommenen Aerocan mit Standorten in Frankreich, Tschechien und Großbritannien.

Für den deutschen Markt sind die Dosenforscher aus Bonn zuversichtlich. Nachdem im vergangenen Jahr erstmals wieder mehr als eine Milliarde Getränkedosen über die Ladentische gingen, gab es im ersten Halbjahr des laufenden Jahres nochmals einen Zuwachs von fast 20 Prozent. Die Recyclingquote liegt dank Pfand bei rund 96 Prozent.

Mit einem Pro-Kopf-Jahresverbrauch von 14 Getränkedosen hat Deutschland noch viel Potenzial. Im europäischen Durchschnitt sind es 60 Dosen, in Amerika sogar 290.

Ball Packaging Europe

Ball Packaging Europe ist die Europasparte des US-Verpackungskonzerns Ball Corporation. Die Europazentrale wurde von Ratingen nach Zürich verlagert. Mit 2800 Mitarbeitern an 21 Standorten und 1,6 Milliarden Euro Umsatz bezeichnet sich Ball als zweitgrößten Getränkedosenhersteller Europas.

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