Gesunde Lebensführung: Haus Rabenhorst profitiert davon

Unkeler Saftmanufaktur macht guten Umsatz

Unkel. Madonna mag Weizengras. Wenn die amerikanische Pop-Ikone sagt, dass ihr eine bestimmte Frucht oder ein Getreide gut bekommt, lässt das die Marktforscher von Haus Rabenhorst in Unkel ganz und gar nicht kalt.

"International hat unser Weizengras-Cocktail dadurch einen ziemlichen Schub erlebt", sagt Klaus-Jürgen Philipp, Geschäftsführer der Saftmanufaktur am Rhein. Vor allem England und Ungarn seien für Weizengras starke Absatzmärkte. Im Inland ist der Cocktail noch kein Umsatzbringer.

Was nicht ist, kann noch werden. Hofft jedenfalls Produktions- und Entwicklungsleiter Axel Ruttkat: Wenn Hollywood-Stars in den USA überzeugend über die gesundheitsfördernden Stoffe in Nahrungsmitteln berichteten, komme dies zunächst dem amerikanischen, dann dem britischen und anschließend dem deutschen Markt zugute.

Wie bei der Goji-Beere aus Asien, auch Chinesische Wolfsbeere genannt. "In den USA ist das ein Mega-Hype", sagt Ruttkat. Nicht zuletzt, weil Madonna und Co. Goji trinken und davon schwärmen. Auch in England sei Goji sehr beliebt.

Der vollgepresste Saft und der Goji-Cocktail, der auf Empfehlung eines Partners in Hongkong mit anderen Früchten kombiniert wurde und milder als die reine Originalfrucht schmeckt, ist die jüngste Innovation im Haus Rabenhorst. "International wird Goji immer besser verkauft", sagt Axel Ruttkat. Und auch in Deutschland finde die rote Frucht aus Asien immer mehr Freunde.

"Von der Idee bis zur Markteinführung können zwei Wochen oder Jahre vergehen", sagt der promovierte Lebensmittelchemiker, der seit elf Jahren Produktion und Qualitätsmanagement in Unkel leitet. Es kommt beispielsweise darauf an, wie vertraut die Frucht im Unternehmen ist.

Ein Holunderblüten-Erfrischungsgetränk beispielsweise sei schneller entwickelt als eine exotische Frucht vom anderen Ende der Welt. Ob Rote Beete-Saft, Rotbäckchen, Vitesse-Säfte für die 50-Plus-Generation, oder Nudeln für Allergiker - eines haben alle Produkte gemeinsam: Sie sprechen eine gesundheits- und naturorientierte Kundschaft an, die sich ganz bewusst diese Art von Getränk leistet - trotz Wirtschaftskrise.

Immerhin kostet eine Saft-Flasche von Rabenhorst im Geschäft mindestens knapp drei Euro, bisweilen sogar mehr als das Doppelte. Der stärkste Exportmarkt ist Ungarn (Marke "Dr. Steinberger") gefolgt von Hongkong. Dort gilt laut Klaus-Jürgen Philipp: "Es kommt aus Deutschland, also kann man es unbedenklich kaufen."

Überhaupt spielt der Ruf des Hauses Rabenhorst als Qualitätshersteller und die mehr als 200-jährige Tradition des Unternehmens eine bedeutende Rolle im täglichen Geschäft. "Die Suche nach naturnahen medizinischen Produkten nimmt zu. Dort haben wir seit Jahrzehnten Erfahrung, wir haben einen Namen und Marken. Das macht uns glaubwürdig", sagt Philipp.

Dies Kapital könne man nicht aufs Spiel setzen. So habe die Saftmanufaktur im vergangenen Jahr acht Wochen lang kein Granatapfel-Getränk abgefüllt, weil die gelieferten Früchte nicht den Qualitätsanforderungen entsprochen hätten. "Wir werden unseren guten Namen nicht zur Disposition stellen", sagt Philipp, der seit gut einem Jahr den Familienbetrieb leitet und optimistisch in die Zukunft blickt.

Der Trend zur gesunden Lebensführung bei einer stetig alternden Bevölkerung kommt dem Traditionshaus in Unkel sehr entgegen: "Die allgemeine Entwicklung spielt uns ziemlich in die Karten." Dennoch können sich die Rabenhorster nicht zurücklehnen: Derzeit wird gekeltert, "dann sind alle Mann an Bord", auch zusätzliche Saisonkräfte.

Von September bis April dauert die heiße Phase im Saftgeschäft. Das Obst wird angeliefert und muss zügig verarbeitet werden. Währenddessen beobachten die Marketing-Strategen von Rabenhorst, was Prominente, die Gesundheit, Genuss und Glaubwürdigkeit verkörpern, über ihre Ess- und Trinkgewohnheiten in die Welt tragen.

Rabenhorst in ZahlenGegründet 1805 in Oberwinter, Jahresumsatz: etwa 30 Millionen Euro (15 Prozent aus dem Export), 108 Beschäftigte, maximale Tagesproduktion: 120 000 Flaschen, Export in 40 Länder, nach eigenen Angaben größter Cranberry-Verarbeiter in Deutschland: 600 Tonnen im Jahr.

Wichtigste Marken: Rabenhorst, Rotbäckchen, 3Pauly, Flemming, Grüner Weinberg, Zielgruppe: Gesundheitsbewusste Kunden zwischen drei und 80 Jahren, Vertrieb über Apotheken, Reformhäuser und gehobene Gastronomie.

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