Bonner Schönheitskliniken machen gute Geschäfte

In der Region gibt es viele Möglichkeiten für Kunden, die der Natur nachhelfen wollen - Immer mehr Männer lassen sich behandeln

Bonn. Wenn der Personalchef im krisengeschüttelten Unternehmen seine Runde dreht, heißt es immer schön lächeln. Falten, schiefe Zähne und Triefaugen sind zu verbergen. Denn Schönheit ist ein Karrieremotor.

Eine Umfrage unter 1 300 Personalchefs ergab, dass 90 Prozent von ihnen attraktiven Stellenbewerbern eher den Zuschlag geben würden. Die Bonner Schönheitskliniken spüren wenig von der Wirtschaftskrise. Im Gegenteil: "Viele Menschen investieren jetzt in sich selbst", erklärt sich Alina Fratila von der Jungbrunnen-Klinik die gute Nachfrage.

Mancher lässt sich die Botox-Behandlung, bei der der Arzt mit Nervengift einzelne Gesichtsmuskeln lähmt und so rund um die Augen einige Monate für Faltenfreiheit sorgt, mehrere hundert Euro kosten.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Träume und Albträume"Kunden sind dabei längst nicht mehr nur Frauen: Laut Werner Moser, Geschäftsführer der Lengsdorfer Moser-Klinik, steigt die Nachfrage der Männer nach Fettabsaugen, Korrektur einer vergrößerten Brust oder Eigenhaarverpflanzung. Bei Nasen-Operationen halten sich Männer und Frauen sogar die Waage.

700 000 Eingriffe zählt die Deutsche Gesellschaft der plastischen, rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgen im Jahr, davon hat ein Viertel ästhetische Gründe. Über 700 plastische Chirurgen gibt es in Deutschland, "und Jahr für Jahr werden es mehr", sagt Verbands-Sprecherin Kerstin van Ark. Medizinstudenten müssen sich bis zum plastischen Chirurgen sechs weitere Jahre lang ausbilden lassen.

Doch das lohnt sich, denn das Geschäft mit der Schönheit ist massentauglich. "Es lassen sich nicht mehr nur die oberen Zehntausend behandeln", bestätigt Peter Siepe, Handchirurg aus dem Bonner Zentrum, und preist manchen Eingriff sogar als gesundheitlich vorbeugend.

"Beruf und soziales Umfeld unserer Patienten sind bunt gemischt", teilt Elke Schwiegel für Clinic im Centrum (CiC), eine Kooperation von bundesweit 37 Fachärzten, mit. In Bonn vertritt CiC Stefan Schill von der Nofretete-Klinik. Ärzte wie er operieren oft Hausfrauen, Mütter, die ihren durch Schwangerschaften strapazierten Bauch straffen lassen.

Bei Jungbrunnen-Chefin Alina Fratila kann die Wartezeit wegen des regen Betriebs schon mal vier Monate dauern. Dem Erfolg hilft eine Mischkalkulation mit rein ästhetischen und medizinisch notwendigen Operationen auf die Sprünge, verrät sie. "Bei mancher Operation zahle ich drauf." Doch oft fragen diejenigen, die sich Hauttumoren entfernen lassen, in der Sprechstunde neugierig nach weiteren Angeboten der Klinik.

20 000 Patienten haben Fratilas Einrichtung seit 1995 durchlaufen. Heute besteht das Team aus 19 Mitarbeitern, darunter Fachärzte, Krankenschwestern und Kosmetikerinnen. "Viele Männer schicken noch ihre Frauen vor, sind selbst aber viel offener geworden für OPs", berichtet Hermann Kagerer für die Elisees-Kliniken in Bad Godesberg. Allgemein seien Fettabsaugungen, Brustkorrekturen oder Haut-Laserbehandlungen beliebt.

Die Nofretete-Klinik in Godesberg wirbt auch mit Po-Vergrößerung und Penis-Verlängerung. Klaus Walgenbach operiert an der Uni-Klinik jährlich 200 Patienten. "Ich mache viele Brüste, Körperformung und Lidstraffung." Von "komplizierten Nasen" dagegen lässt er die Finger, "das überlasse ich anderen Spezialisten". Für seine Skalpellkunst reisen Patienten aus dem Ausland an, einige sogar aus dem arabischen Raum.

Laut GÄCD (Gesellschaft für ästhetische Chirurgie Deutschland) ist vor allem die Faltenbehandlung ein Renner am Schönheits- Markt: 2008 berichtete der Verband von 93 600 Behandlungen bei Frauen, während die Männer sich über 4 600 Mal für eine Korrektur erschlaffter Augenlider und Tränensäcke unter das Messer legten. Die GÄCD schätzt, dass die Deutschen jährlich 550 Millionen Euro auf dem OP-Tisch lassen, weitere 30 Millionen Euro lassen Falten verschwinden.

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