Blauer Engel aus Sankt Augustin

SANKT AUGUSTIN · Das Deutsche Institut für Gütesicherung mit Sitz in Sankt Augustin verleiht Umweltsiegel und verkauft Farbvorlagen. Nach eigenen Angaben ist es Weltmarktführer für Farbstandards von Industriefarben.

Blauer Engel aus Sankt Augustin
Foto: dpa

Die Feuerwehr ist nicht nur rot, die Feuerwehr ist RAL 3.000: Zumindest wenn man die Klassifizierungen des in Sankt Augustin ansässigen Deutschen Instituts für Gütesicherung (RAL) zugrunde legt. In den drei Sparten Gütezeichen, Umwelt und Farben zertifizieren die 35 Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins Qualitäts- und Umweltmerkmale, und bieten ein umfassendes Farbsystem an.

"RAL ist eine der ältesten Institutionen, die sich mit der Kennzeichnung von Produkten und Dienstleistungen befasst", sagt Geschäftsführer Wolf Karl. Gegründet wurde RAL vor 86 Jahren in der Weimarer Republik von Regierung und Industrie als "Reichsausschuss für Lieferbedingungen". Mit dem aufkommenden Zeitalter der Serienproduktion mussten Nachbestellungen dieselben Eigenschaften wie das Vorprodukt haben.

Rund 9.000 Hersteller und Dienstleister im In- und Ausland nutzen die RAL-Siegel

Aufgabe RALs war es, technische Lieferbedingungen zu vereinheitlichen und zu präzisieren. Nach dem Krieg wurde RAL unter anderem vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard in Frankfurt als unabhängiges Institut wiedergegründet, bevor es in den 70er Jahren nach Sankt Augustin kam.

Die Gütezeichen sieht Karl als Orientierungshilfe für Verbraucher. Zustande kommen sie laut Karl, indem Unternehmen sich zu einer Gütegemeinschaft zusammen schließen und das Siegel bei RAL beantragen. Unter Federführung des Instituts werden von betroffenen Behörden, Verbänden, Prüfinstituten, Verbrauchervertretern und Unternehmen die Gütekriterien festgelegt. Nach einer Prüfung durch unabhängige Experten werden die Unternehmen als zahlende Mitglieder in den Verein aufgenommen und dürfen das Zeichen führen.

Eines der 22 Merkmale des Qualitätssiegels für Schülernachhilfe ist zum Beispiel, dass die Lehrer ausgebildete Pädagogen sein müssen. In der Regel zwei mal im Jahr wird geprüft, ob die - im Internet einsehbaren - Bedingungen für das Zeichen eingehalten werden. "Die Gütesicherung entwickelt sich immer weiter" sagt Karl. Einerseits werden die Siegel an neue Entwicklungen angepasst, andererseits gibt es neben den rund 100 Gütezeichen aus dem alten Kerngeschäft der Baubranche schon über sechzig für den Dienstleistungssektor. Rund 9.000 Hersteller und Dienstleister im In- und Ausland nutzen die Siegel, um ihre Angebote abzugrenzen.

Blau ist nicht gleich Blau und Rot ist nicht gleich Rot

Die zweite Sparte des Unternehmens - RAL Umwelt - erteilt das von RAL entwickelte Umweltzeichen "Der blaue Engel". Die Kriterien dafür werden von der "Jury Umweltzeichen" - einem Querschnitt aus Behörden, Verbänden und Naturschutzbünden - erarbeitet. Die Verleihung des Engels erfolgt für drei Jahre, danach muss er neu beantragt werden.

Das dritte Standbein RALs sind die Farben, oder besser gesagt Farbvorlagen. Blau ist nicht gleich Blau und Rot ist nicht gleich Rot. Für Feuerwehrautos wird zum Beispiel ausschließlich die Farbvorlage RAL 3.000 genutzt. Auch Straßenschilder orientieren sich an den Mustern des Instituts.

Die auf gedruckten Bögen klassifizieren Farben stellen sicher, dass die Anwender immer den selben Ton verwenden. Allerdings beinhalten sie keine Rezepte, Anwender aus Industrie und Handel "vermessen" die Vorlagen und stellen ihre Tinkturen dann selber zusammen. Über eine halbe Million dieser Musterkarteien zu einem Preis zwischen zehn und 2.500 Euro verkaufte RAL im Jahr 2010 weltweit und ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Farbstandards von Industriefarben.

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