Arbeitsplatz Erde Auf Geodäten warten viele Aufgaben

bonn · An der Grundstücksgrenze streiten sich die Nachbarn über den richtigen Verlauf, an der U-Bahn-Baustelle beklagt sich ein Eigentümer über die scheinbare Absenkung seines Gebäudes und Politiker sind sich uneins darüber, wie schnell der Meeresspiegel ansteigt.

 Landvermesser: Geodäten erfassen nicht nur Geografisches.

Landvermesser: Geodäten erfassen nicht nur Geografisches.

Foto: GA

Alles hat damit zu tun, wie die Gegebenheiten und Veränderungen auf der Erde objektiv erfasst werden können und wie daraus weitreichende Schlüsse über das Grundeigentum oder die Bewertung von Schäden gezogen, aber auch planerische Entscheidungen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene getroffen werden können.

Die Fachleute dafür sind die Geodäten, die meist immer noch als Landvermesser bezeichnet werden. Sie vermessen zwar auch, aber das Berufsprofil ist heute sehr viel weiter gefasst. "Der Beruf des Geodäten ist heute von der verstaubten Amtsstube weiter entfernt als so mancher denkt", sagt Annette Eicker vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. So erfassen Geodäten die Form und Lage von Maschinenteilen und kleinen Bauwerken bis hin zur Erde als Ganzem mit elektronischen Instrumenten und Satelliten.

Eingesetzt wird in der Geodäsie ein weitreichendes Instrumentarium an Verfahren und Methoden. Angefangen bei klassischen Instrumenten wie Tachymeter und Nivelliergerät lässt sich der Bogen der Messgeräte heute bis hin zu Laser-Scannern und anderen Präzisionssensoren schlagen. Vieles wird heute auch mit speziellen Kameras erfasst, die im Extremfall an kleinen Flugdrohnen montiert werden können. Mit automatischen Bilderkennungsverfahren können so größere Flächen ausgemessen und Veränderungen zentimetergenau identifiziert und dokumentiert werden.

Für die Beobachtung globaler Veränderungen verwenden Geodäten hochgenaue GPS-Messungen und Laserentfernungsmessungen zu Satelliten. Der Meeresspiegel wird regelmäßig mit Satellitenaltimetern vermessen. Im lokalen und regionalen Bereich werden die Messergebnisse meist in Geoinformationssysteme eingespeist, die als interaktive Bildschirmkarten eine Vielzahl von Nutzungs- und Auswerteoptionen bieten. Die Planung der zukünftigen Nutzung eines Baugebiets geht eng einher mit einer Umorganisation der Eigentumsverhältnisse an Grundstücken und der monetären Bewertung des Grund und Bodens. Auch diese Arbeitsbereiche gehören in das breite Arbeitsfeld des Geodäten.

Der Bedarf an gut ausgebildeten Geodäten ist heute groß, reichen doch die potenziellen Arbeitgeber von Ingenieurbüros über Behörden, Banken, Versorger, Industriefirmen, Instrumentenproduzenten, Software- und anderen Entwicklungsfirmen bis hin zu Universitäten, Großforschungszentren und Weltraumagenturen. Der demografische Wandel tut sein Übriges.

Die Geodäsie bietet vom Lehrberuf bis zur Promotion zum Dr.-Ing. eine ganze Bandbreite von möglichen Ausbildungsabschlüssen. Vermessungsbüros und Behörden bilden in Zusammenarbeit mit Berufskollegs zum Vermessungstechniker aus, Fachhochschulen in einem siebensemestrigen Studium zum Bachelor of Engineering (B.Eng.).

In NRW bietet die Universität Bonn den Studiengang Geodäsie und Geoinformation mit Abschluss Bachelor of Science (B.Sc.) nach sechs Semestern sowie darauf aufbauend das viersemestrige Masterstudium zum Master of Science (M.Sc.) an (Zugangsvoraussetzung Allgemeine Hochschulreife). Weitere Qualifizierungsmöglichkeiten sind das Referendariat als Befähigung für den höheren vermessungstechnischen Verwaltungsdienst sowie die Promotion zum Dr.-Ing.

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