Minijobs im Alter Auch in der Region arbeiten immer mehr Rentner

BONN · Fast 3500 Bonner, die älter sind als 65 Jahre, haben einen Minijob. Vor zwölf Jahren waren es erst knapp 2000 geringfügig Beschäftigte.

Sie räumen im Supermarkt Regale ein, bewachen nachts Gebäude oder betreuen gegen Entgelt Kinder: Immer mehr Rentner arbeiten. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Ruheständler mit einem Minijob um knapp 60 Prozent oder gut 280.000 auf etwa 761.000 gestiegen. Das antwortete das Bundesarbeitsministerium der Bundestagsfraktion der Linken.

Auch in der Region spiegelt sich dieser Trend wieder. Im Jahr 2000 hatten in Bonn 1959 Menschen über 65 Jahre einen Mini-Job. Ende 2011 waren es schon 3493. Im Rhein-Sieg-Kreis hatten Ende 2000 2640 Ruheständler eine geringfügige Beschäftigung. Im vergangenen Jahr kletterte die Zahl auf 5355, hat die Agentur für Arbeit ermittelt.

Bundesweit hatten Ende vergangenen Jahres gut 154.000 Rentner eine sozialversicherungspflichtige Stelle, arbeiteten also sogar für mehr als 400 Euro im Monat. Damit hat sich ihre Zahl seit Ende 1999 knapp verdoppelt. Gut 80.000 von ihnen haben sogar eine Vollzeitstelle.

Streit gab es gestern über die Ursachen für den Anstieg. Die Linke, der Deutsche Gewerkschaftsbund und Sozialverbände warnten vor zunehmender Altersarmut. Die Zahlen seien alarmierend, sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Häufig bleibe zudem die Altersarmut unter Rentnern verborgen, weil sich viele alte Menschen scheuten, zum Sozialamt zu gehen.

Das Bundesarbeitsministerium verweist dagegen darauf, dass die Zahl der Senioren in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen ist. Der Zuwachs bei den betagten Minijobbern bewege sich deshalb in "sehr überschaubaren Dimensionen". Durch die Mini-Job-Reform von 2003 sei die Zahl dieser Jobs auch bei den unter 65-Jährigen angestiegen. Das Wachstum habe sich seit 2006 aber deutlich verlangsamt.

Sowohl bei der Deutschen Telekom in Bonn als auch beim Einzelhandelskonzern Rewe in Köln ist der Trend, dass mehr Rentner Mini-Jobs haben, nicht zu spüren. Rewe-Sprecher Andreas Krämer geht davon aus, dass die Arbeit im Lebensmittelhandel als körperlich anstrengend gilt und viele ältere Menschen sich dem nicht mehr gewachsen fühlen.

Ein weiterer Grund könne sein, dass ältere Menschen meinen, dass die Arbeitszeiten bis in den Abend hinein nicht mit dem Alltag in Einklang zu bringen sind.

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