Arkema schließt Bonner Standort

BONN · Produkte werden künftig in China hergestellt - 83 Mitarbeiter betroffen - 60000-Quadratmeter-Betriebsgelände an Siemensstraße soll verkauft werden.

An der Siemensstraße geht bald eine traditionsreiche Bonner Firmengeschichte zu Ende. Der französische Chemiekonzern Arkema hat beschlossen, sein Bonner Werk zu schließen.

Früher gehörte die Produktion von Heizschmelzklebern für die Textil-, Automobil- und Elektronikindustrie zu Atofina. Karl Plate hatte das Unternehmen unter dem Namen Dr. Plate Chemische Fabrik GmbH im Jahr 1947 gegründet.

Noch heute erinnert der Name des Heizschmelzklebers an seinen Erfinder: Platamid. Mit dem Produkt gilt Arkema nach wie vor als Weltmarktführer. Derzeit arbeiten 83 Mitarbeiter in dem Bonner Werk. Zu den Blütezeiten des Unternehmens waren 600 Menschen an der Siemensstraße beschäftigt.

Wie Arkema mitteilt, habe man sich "aus wirtschaftlichen Gründen" entschlossen, die Niederlassung Bonn zu schließen und die Produktion der Polyamide in andere Werke zu verlagern. Arkema mit Hauptsitz in Paris hat weltweit 17.000 Beschäftigte in 40 Ländern und setzt 5,7 Milliarden Euro um.

Wie Lando Feretti, Präsident der Sparte Technische Polymere bei Arkema, erläutert, soll die Produktion von Platamid in der chinesischen Fabrik in Nanhui konzentriert werden. Dort werde man die Kapazitäten verdoppeln. Damit folge man seinen Kunden auf den chinesischen Markt. Denn viele der traditionellen Kunden aus Europa, den USA, Korea und Japan hätten ihre Produktion bereits nach China verlagert. An dieser Stelle bekommt der abstrakte Begriff der Globalisierung ein konkretes Gesicht.

In Bonn soll die Produktion in zwei Schritten geschlossen werden. Bereits Ende 2007 werde die Pulverproduktion dicht gemacht. Davon seien etwa 30 Mitarbeiter betroffen, die über einen Sozialplan und mit Abfindungen das Unternehmen verlassen werden.

Mitte 2009 werde dann auch der Polymerisationsbetrieb geschlossen. Polymerisation ist ein Verfahren zur Herstellung von Kunststoff. Dann soll das 60 000 Quadratmeter große Gelände voraussichtlich verkauft werden. Wie der Bonner Niederlassungsleiter Frank Welter berichtet, hat er deshalb in der vergangenen Woche erstmals mit der Bonner Wirtschaftsförderung gesprochen, die Kontakte zu Interessenten herstellen will.

Bereits seit mehreren Jahren steht ein Teil des Betriebsgeländes leer. Mehrere Aktivitäten wurden verkauft, verlagert oder geschlossen: Die Produktion von Kunststoff-Angelschnüren, die Plates Chemiker erfunden hatten, 1993, die Lackproduktion 1996 und die Folienproduktion 1998.

Zu den Bonner Erfindungen gehört nach Firmenangaben beispielsweise auch der erste Kunststoff-Reißverschluss und der erste gegen chemische Reinigungsmittel widerstandsfähige Textilschmelzkleber. Wie Welter berichtet, soll der Standort 2009 geräumt, also frei von Altlasten, an den neuen Nutzer übergeben werden.

Ein Bonner Unternehmen, das schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem neuen Standort ist, hat allerdings bereits abgewinkt: Für Haribo sei das Gelände mit seinen 60.000 Quadratmetern "völlig uninteressant", sagt Firmensprecher Marco Alfter. Man brauche 250.000 Quadratmeter.

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