Streichungen bei der Telekom "Angespannte Stimmung" in der Zentrale

Bonn · Betriebsräte und Gewerkschaften wollen die Umbaupläne für die Bonner Telekom-Konzernzentrale deutlich abmildern. "Wir wollen so viele Menschen wie möglich in Beschäftigung halten", sagte Monika Brandl, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Deutsche Telekom AG, am Freitag dem General-Anzeiger. Seit Anfang dieser Woche verhandeln Konzernspitze und Arbeitnehmervertreter über die Umbaupläne.

Die Telekom bestätigte gestern ihre Absicht, bis zu 1300 Stellen in der Bonner Zentrale zu streichen. Das würde für den Telekom-Standort Bonn einen drastischen Einschnitt bedeuten. Insgesamt beschäftigt die Telekom in der Stadt mehr als 15 000 Mitarbeiter, davon 3500 in den vom Abbau betroffenen zentralen Funktionen. Nicht alle haben ihre Büros im Hauptgebäude des Konzerns an der Friedrich-Ebert-Allee. Die sogenannten "zentralen Funktionen" seien in verschiedenen Gebäuden in Bonn angesiedelt, so Konzernsprecher Christian Fischer. Ob durch die Stellenstreichungen Büroraum in Bonn frei werde, wollte er nicht kommentieren.

Die Arbeitnehmervertreter wollen bei den kommenden Umstrukturierungen vor allem betriebsbedingte Kündigungen abwenden. Bis zum Jahresende seien die tariflichen Mitarbeiter ohnehin vertraglich geschützt, sagte Peter Praikow von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Ein vorrangiges Ziel der Verhandlungen sei, den Kündigungsschutz zu Beginn des neuen Jahres zu verlängern. Dieser Termin sorgt offenbar auch unter den Beschäftigten für Unsicherheit. Denn zum 1. Januar 2013 sollen nach Willen der Telekom-Führung auch die ersten bis zu 800 Stellenstreichungen umgesetzt werden.

Diskutiert wird in den Verhandlungen nach GA-Informationen außerdem der Plan der Telekom, dass sich alle Mitarbeiter der Zentrale neu auf ihre Stellen bewerben müssen. Das wollen die Arbeitnehmervertreter verhindern. Telekom-Sprecher Fischer wollte die Verhandlungen nicht kommentieren. Er erwartet "möglicherweise im September erste Ergebnisse".

Noch im Juli wollen sich die Verhandlungspartner nach Gewerkschaftsangaben mehrfach treffen. Bisher wurden Personalfragen in den Verhandlungen nach GA-Informationen noch nicht diskutiert. Vorgestellt wurden in erster Linie organisatorische Details. Die "Financial Time Deutschland" hatte berichtet, die verbliebenen Mitarbeiter der Zentrale sollten in drei neue Einheiten aufgeteilt werden: zentrale Aufgaben, Service (Einkauf, Immobilienverwaltung) sowie Personal/Finanzen.

Den Plänen zufolge sollen Telekom-Mitarbeitern, deren Stellen gestrichen werden, andere Positionen im Konzern oder bei dritten Arbeitgebern angeboten werden. Von den Umbauplänen betroffen sind jedoch auch zahlreiche außertariflich beschäftigte Fach- und Führungskräfte. Branchenkenner gehen davon aus, dass diese Mitarbeiter vielfach ohnehin über befristete Verträge beschäftigt sind und einen Jobwechsel bereits eingeplant haben. Bei vielen Arbeitnehmern herrscht jedoch derzeit noch Ratlosigkeit. "Keiner weiß, wie genau die Stellen in Zukunft eingeordnet sein werden", sagte ein Telekom-Mitarbeiter. Betriebsrätin Brandl spricht von einer "angespannten Stimmung" in der Zentrale. "Die Menschen wollen wieder Sicherheit und Verlässlichkeit", sagte Brandl.

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