Maternus Fiedler im Interview Der Vorsitzende des Ahrtal-Tourismus zur Zusammenarbeit der Ahr-Kommunen

Seit einem Jahr gibt es die Tourismus-Kooperation der Ahr-Kommunen. Eine erste Bilanz zog Maternus Fiedler, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus.

Ahrpanorama: Blick aus den Weinbergen auf Mayschoß.

Ahrpanorama: Blick aus den Weinbergen auf Mayschoß.

Foto: Ahrtal-Tourismus

Tourismus in heutigen Zeiten verlangt einen Abschied vom Kirchturmdenken. Seit zwölf Monaten arbeiten die Ahrtal-Kommunen von Blankenheim bis Sinzig zusammen. Was hat's gebracht?
Maternus Fiedler: Die Kommunen und die touristischen Leistungsträger des gesamten Ahrtals sind enger zusammengerückt, nicht nur in der praktischen Arbeit, sondern auch in Fragen des gegenseitigen Vertrauens. Ohne die originären Interessen der Mitglieder des Ahrtal-Tourismus aus früheren Zeiten zu vernachlässigen, wird mit allen Beteiligten der Kooperation, die jetzt den ersten Geburtstag gefeiert hat, gemeinsam an effizienten Marketing- und Verkaufsstrategien gearbeitet und die entsprechenden Instrumentarien im Markt eingesetzt. Und dieses mit Erfolg. Das zeigt auch die Situation, dass der Ahrtal-Tourismus für die Ahrtal-Kommunen und ihre Leistungsträger, die Mitglied im Ahrtal-Tourismus sind, Gesellschafter der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH geworden ist. Somit können wir Einfluss auf die Arbeit des Landes für den Tourismus und somit auch für das Ahrtal nehmen und haben davon auch schon in den letzten zwölf Monaten profitieren können.

Sie sprechen von erfolgreicher Kooperation. Gibt es Zahlen, die diesen Erfolg untermauern?
Fiedler: Wenn man sich das abgelaufene Jahr 2011 anschaut, sieht man, dass sich das Ahrtal beeindruckend positiv entwickelt hat. Sowohl Bad Neuenahr-Ahrweiler als auch Sinzig und die Verbandsgemeinde Altenahr sowie Blankenheim und Adenau haben sehr gute Zuwächse bei den Gästeankünften und den Übernachtungen verzeichnen können. Mit knapp über einer Million Übernachtungen steht das Ahrtal sehr gut da. Wir arbeiten in diesem Jahr daran, die Auslastung unserer Mitgliedsbetriebe weiter zu fördern und durch eine konzentrierte Arbeit im Qualitätsbereich weitere Gästegruppen im gesamten Jahresverlauf für das Ahrtal zu gewinnen.

Eine gemeinsame Marketingstrategie und neue Werbemaßnahmen sind ihr Ziel. Wie sieht das aus und wer bezahlt die Rechnung?
Fiedler: Die Arbeit des Ahrtal-Tourismus mit und für die "Kooperation Ahrtal" wird durch die Kooperationspartner, also die beteiligten Kommunen, finanziert. Wichtig ist uns hierbei in erster Linie, dass wir gemeinsame Maßnahmen und auch Veranstaltungen entwickeln, was wir auch schon im vergangenen Jahr getan haben.

Apropos bezahlen. Eine Mitgliedschaft in der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH gibt es auch nicht umsonst. Wie hoch ist der Beitrag der Partner und was wird dafür geboten?
Fiedler: Die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) erbringt in diesem Jahr alleine Standardleistungen für die zehn Regionalagenturen - sprich rheinland-pfälzischen Reisedestinationen - in Höhe von nahezu einer halben Million Euro. Diese Kosten werden durch die zehn Regionen anteilig und auch gemessen an den Übernachtungszahlen der jeweiligen Region aufgeteilt. Das Ahrtal beteiligt sich an diesen Kosten, von denen wir durch die entsprechenden Maßnahmen sehr stark profitieren, mit rund 30 000 Euro im Jahr - eine gute Investition also! Denn die RPT bewirbt auch das Ahrtal im In- und Ausland mit den vier Sparten Wandern, Radwandern, Gesundheits- und Weintourismus. Diese strategischen Geschäftsfelder sind genau die, die wir mit unseren Angeboten hier im Ahrtal auch trefflich bedienen können!

Ein weiterer strategischer Zusammenschluss ist die Kooperation des Ahrtal-Tourismus mit dem Ahrwein e.V. In dieser neuen Organisation sind Winzer und die Genossenschaften an der Ahr zusammengeschlossen, nutzen aber auch Dienste des Ahrtal-Tourismus. Wie sieht das aus?
Fiedler: Die Winzer und Genossenschaften des Ahrtals haben sich im Ahrwein e.V. zusammengeschlossen. Der Ahrtal-Tourismus ist Dienstleister für den Ahrwein e.V. und setzt dessen Ziele operativ um. Für seine Dienste, das heißt die Maßnahmen, die Arbeit und den personellen Aufwand für den Ahrwein e.V., bekommt der Ahrtal-Tourismus eine entsprechende Vergütung. Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass mehr als 85 Prozent der Rebfläche im Ahrtal auf diese Weise in der Vermarktung und Betreuung sind. Dies betrifft natürlich auch Lobbyarbeit, die von uns im Ahrtal-Tourismus personell wahrgenommen wird. Und wichtiger ist noch, dass wir den Ahrwein und die Weinkulturlandschaft des Ahrtals transportieren und auch konkrete Verkaufsanlässe schaffen. Das ist nicht nur eine Marketingveranstaltung, wie der Weinmarkt der Ahr an Pfingsten in Ahrweiler, sondern das sind auch hochwertige Verkaufsveranstaltungen, die wir unter anderem in nordrhein-westfälischen Großstädten zusammen mit den Winzern des Ahrwein e.V. durchführen. Hierbei entstehen auch unschätzbare Synergien zwischen Wein- und Tourismusmarketing.

Gibt es dafür einen Kostenverteilerschlüssel?
Fiedler: Der Ahrwein e.V. ist komplett autark und hat ein eigenes Budget. Daher ist kein Kostenverteilerschlüssel notwendig. Wir haben eine absolut transparente Kostenrechnung getrennt für den Ahrtal-Tourismus einerseits und den Ahrwein e.V. andererseits.

Alles kostet also Geld. Wieviel Werbung ist für die Ahr nötig, was ist noch möglich?
Fiedler: Wir machen mit unseren verfügbaren Mitteln das bestmögliche Marketing mit entsprechenden Verkaufsmaßnahmen für das Ahrtal. Da die Mittel knapp sind - wie überall - legen wir Wert auf kreative Ideen, die uns zum Teil kein Geld, aber Arbeitsaufwand kosten. Als Beispiel nenne ich hier nur eine große Gemeinschaftsaktion mit einem großen hiesigen Mineralbrunnen, in deren Rahmen wir auf mehreren Millionen Mineralwasser-Flaschen in Nordrhein-Westfalen für das Ahrtal geworben haben.

Und dann gibt es ja noch die Trittbrettfahrer. Soll heißen, Betriebe profitieren, wollen aber nicht in gemeinsame Werbung investieren. Gibt es da Chancen der Motivierung oder geben Sie sich mit dem oft gehörten Spruch "Bei mir kommen die Gäste auch so" zufrieden?
Fiedler: Natürlich geben wir uns damit nicht zufrieden und versuchen vielmehr, solche Betriebe von unseren Leistungen zu überzeugen und ins Boot zu holen. Allerdings sind die guten und qualitativ hochwertig aufgestellten Dienstleister im Tourismus, im Gesundheitsweisen und in der Weinwirtschaft Mitglieder im Ahrtal-Tourismus respektive im Ahrwein e.V. Dennoch kann man nicht ausschließen , dass es Trittbrettfahrer immer geben wird.

Ihr Fazit.
Fiedler: Mit der Unterzeichnung aller Kommunen des Ahrtals haben wir einen wichtigen Schritt für die gemeinsame "Kooperation Ahrtal" vollzogen. Die beteiligten Bürgermeister haben uns jetzt jüngst versichert, dass sie eine hohe Zufriedenheit auch in ihren einzelnen Kommunen und Räten verspüren, was die Zusammenarbeit mit uns anbelangt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten haben wir eine hohe Einigkeit und Gemeinsamkeit. Wir sind einfach enger zusammengerückt und dadurch auch schlagkräftiger geworden! Insofern sehe ich der touristischen Zukunft des Ahrtals mit all seinen Leistungsträgern sehr positiv entgegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort