Traditionsbetrieb in Rhöndorf Café Profittlich besteht seit 120 Jahren

RHÖNDORF · Haushaltsberatungen im Deutschen Bundestag in den 50er Jahren. Da kam es schon vor, dass deshalb ein Kamerateam in Rhöndorf aufkreuzte. Star war nicht etwa Konrad Adenauer, sondern die Registrierkasse im Café Profittlich.

 Überall dabei, wo es um ein schöneres Rhöndorf und das Bewahren von Traditionen geht: Bäckermeister Peter Profittlich am Giebel des Cafés, das er 1997 von seinem Vater übernahm.

Überall dabei, wo es um ein schöneres Rhöndorf und das Bewahren von Traditionen geht: Bäckermeister Peter Profittlich am Giebel des Cafés, das er 1997 von seinem Vater übernahm.

Foto: Frank Homann

Das satte Klingeln, wenn die Kurbel gedreht wird, die vielen Knöpfchen, die "springenden" Zahlen: Abends in den Fernsehnachrichten wurde mithilfe der Kasse die finanzielle Lage der Nation widergespiegelt. Rrrrums, noch eine Million. Das althergebrachte Datenerfassungsgerät gehört zu Café Profittlich wie der weltweit bekannte Weihnachtsstollen und die Herrentorte und überhaupt das ganze Ambiente mit dem Charme eines gepflegten Traditionshauses. Am Wochenende feierte Familie Profittlich das 120-jährige Bestehen ihres Unternehmens mit süßen Überraschungen für die Kunden.

In vierter Generation führt Peter Profittlich nun das Kaffeehaus. Sein Urgroßvater Stephan Profittlich eröffnete im März 1892 am Ziepchensplatz die Bäckerei. 1924 kam das Café hinzu. Dafür wurde die ehemalige Backstube in dem 1731 errichteten Gebäude umgebaut. Zuvor hatte der Bäckermeister bereits Fachwerk unter dem Verputz entdeckt und legte das Gebälk frei. Und so gehört das Café Profittlich noch heute zu dem Fachwerkensemble, das dem Ortskern besonderen Charakter verleiht.

Tradition pflegen, sich modernen Gewohnheiten nicht verschließen, das ist das Credo von Peter Profittlich, der 1997 das Geschäft von seinem Vater Karl-Heinz übernahm. Als der 52-Jährige seine Lehre begann, gab es in Bad Honnef 17 backende Bäcker, jetzt sind es noch drei. "Heute backen wir sonntags Brötchen. Das wäre früher undenkbar gewesen", sagt Profittlich. Mehrfach wurde renoviert, Gästezimmer entstanden. Gerade war ein Professor aus Bonn zu Gast mit seinem Enkel, der früher schon mit seinem Großvater hierherkam.

Profittlich: "Es macht Spaß, in einem Haus mit Tradition zu arbeiten." Er hält es mit seinen Vorfahren. "Wir haben kein Personal, wohl aber Mitarbeiter." Viele sind über 20, 30 Jahre hier. Elisabeth Gyr tut seit 1947 hier Dienst. Inge Bott begann 1942. Die beiden Damen bedienten schon illustre Gäste. Denn der Adenauer-Ort zieht Prominenz an.

Und ein leckeres Stück Torte bei Profittlich gehört einfach dazu wie auch die Geschichten, die sich um Peter Profittlichs legendären Großvater Peter ranken. Etwa die Story um den Seilbahnkrieg zwischen ihm und Adenauer. Die Profittlichs haben sich immer eingemischt ins Ortsleben. Auch der heutige Chef sitzt im Stadtrat, ist mit Leib und Seele Präsident der Schützen, Feuerwehrmann und Mitglied im Bürger- und Ortsverein.

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