Jubiläumstour des Wachtberger Wandervereins Begegnung mit dem Geheimrat

WACHTBERG · Immense Arbeit hat der ehemalige Wachtberger Bürgermeister Hans-Jürgen Döring in die Vorbereitung der großen Jubiläumswanderung des Wachtberger Wandervereins investiert. Er hatte alle Texte geschrieben, die die mitwirkenden Hobbyschauspieler am Sonntag während der Jubiläumswanderung des Wanderverein Wachtberg zwischen Berkum, Arzdorf und Klein-Villip, Villip, Holzem und dem Wachtberg-Ehrenmal zum Besten gaben. Wer wurde da wohl wieder zum Leben erweckt?

 Die 60 Wanderer unterwegs im Ländchen. Unterwegs werden ihnen so manche Bekannte begegnen.

Die 60 Wanderer unterwegs im Ländchen. Unterwegs werden ihnen so manche Bekannte begegnen.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Die als humorvolle Begegnung mit historischen Persönlichkeiten des Drachenfelser Ländchens angekündigte Wanderung des inzwischen zehn Jahre alten Wandervereins hatte so ein großes Interesse in der Bevölkerung ausgelöst, dass letztlich nicht alle Interessenten für die Teilnahme berücksichtigt werden konnten.

Mit 60 Wanderern starteten am Sonntagmorgen Hans-Jürgen Döring und der Vorsitzende des Wachtberger Wandervereins, Ernst Picard, am Parkplatz des Einkaufszentrums in Berkum Richtung Fritzdorfer Wald. Dort saß das Wachtberger Ratsmitglied Volker Gütten, der als Schauspieler des Laienspielkreis Oberbachem schon oft seine Zuschauer zum Lachen gebracht hatte.

Gütten schlüpfte in die Rolle des Landwirts Heinrich Sonntag und erzählte nach einem herzlichen "Juten Morjen, leev Lück" seine Geschichte vom Fritzdorfer Becher, "enem vermatschte Klumpe, der an de Sick esu komisch glänzte". Diesen fand der Fritzdorfer Landwirt Sonntag und wurde dadurch sehr bekannt. Der Fritzdorfer Becher ist heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu sehen.

Nach einer kleinen von Drehorgelspieler Paul Schmitz musikalisch gestalteten Rast am Arzdorfer Feuerwehrhaus begegneten die Wanderer am ehemaligen Klein-Villiper Hof Catharina Zentner, der späteren Ehefrau des Lehrers Welsch. Dort sorgte die im Biedermeier-Kleid agierende Kunsthistorikerin Barbara Hausmanns für große Begeisterung.

Als Geheimrat Theodor von Guilleaume, der 1912 in den Adelsstand erhoben wurde, präsentierte sich mit ernstem Blick an der Villiper Windmühle der frühere Wachtberger Beigeordnete Stefan Hahn. "Mein Großvater führte als Mitbegründer der Firma Felten und Guillaume, den späteren Carlswerken in Mülheim an der Ruhr, das Unternehmen mit seiner Drahtseilproduktion an die Spitze der Reichswirtschaft.

Aber vor allem meinem Vater Franz Carl Guillaume war es beschieden, durch die Fabrikation und Verlegung von Telefon-Überseekabeln Weltgeltung zu erlangen. Bei aller Bescheidenheit war es seiner gesellschaftlichen Stellung durchaus angemessen, im Jahr 1882 die Burg Gudenau für 600 000 Reichsmark zu kaufen", sagte der Geheimrat zur Vorstellung seiner Person.

Der Amtsnachfolger von Stefan Hahn in Wachtberg, Jörg Ostermann, übernahm den Part des Dombaumeisters am Wachtberger Ehrenmal. Zwirner wusste zu berichten, wie seine Kölner Dombauhütte 1837 Eigentümer des Berkumer Steinbruchs wurde, "und seitdem sind wir hier im Ländchen der größte Arbeitgeber mit Steinmetzen, Hilfsarbeitern und Fuhrunternehmern, die den schwierigen Transport der tonnenschweren Trachytblöcke nach Köln übernehmen".

Um "Mutter Schüffelgen" ranken sich in Wachtberg viele Geschichten. Die Villiper Blumenfrau, Jahrgang 1845, wurde von der stellvertretenden Wachtberger Bürgermeisterin Renate Offergeld gespielt und verstand es bestens "wunderschöne Blömscher und Strüßje" an Barone und Doktoren zu verkaufen.

Zum musikalischen Hörgenuss wurde der Auftritt von Nico Heinrichs, der als kurfürstlicher Kammervirtuose Anton Raaff in der Holzemer Kapelle Kostproben aus Arien von Mozart und Händel gab. Kurfürst Clemens August, gespielt vom Leiter des Forstbetriebsbereichs "Ländchen", Hans Willi Wild, hatte seinen Einsatz am Forsthaus Schönwaldhaus in Villiprott. Um das Jahr 1731 hatte der Kurfürst das schmucke Forsthaus errichtet. Der wunderbare Kottenforst gehörte zu den Lieblings-Jagdrevieren des Kurfürsten.

Nach der Wanderung überraschten die Dorfmusikanten aus Berkum die Wanderer am Wachtberg-Ehrenmal und stimmten zum Abschluss mit allen das Ländchen-Lied an. Der Wanderverein will mit informativen Veranstaltungen auch zukünftig auf sich aufmerksam machen und vermehrt junge Menschen ansprechen. Eine Jugendgruppe ist bereits gegründet worden.

Kontakt über die Rufnummer 0228/3 69 79 71 oder per E-Mail an wachtberger-wander-verein@t-online.de

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