Zwei ehemalige Botschaften werden Bürohäuser

Frankonia investiert in die früheren Vertretungen von Kanada und den Niederlanden 95 Millionen Mark - Bonner Denkmalschützer: Wir haben einen Kompromiss gefunden

  Die frühere  niederländische Botschaft am Sträßchensweg bleibt weitgehend erhalten. Auf dem Grundstück dahinter werden zwei Bürogebäude errichtet

Die frühere niederländische Botschaft am Sträßchensweg bleibt weitgehend erhalten. Auf dem Grundstück dahinter werden zwei Bürogebäude errichtet

Foto: Friese

Bonn. Kontrovers wurde in den vergangenen Jahren die Frage diskutiert: Sind die ehemaligen Botschaften von Kanada und der Niederlande Denkmäler? Jetzt ist der Streit beigelegt. "Wir haben einen Kompromiss gefunden, mit dem wir leben können", sagt Bonns oberster Denkmalschützer, Franz-Josef Talbot. Beide Botschaften werden demnächst zu "normalen" Bürogebäuden umgebaut. Die Frankonia Wohnbau GmbH investiert nach Angaben ihres Geschäftsführers Uwe Schmitz in die Objekte 95 Millionen Mark.

Landeskonservator Professor Udo Mainzer hatte im Sommer ''99 vorgeschlagen, das gesamte ehemalige Regierungsviertel unter Denkmalschutz zu stellen. Damit rief er nicht nur den Widerspruch von Ministerpräsident Wolfgang Clement hervor; der Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Jürgen Wilhelm, sprach gar von einer "rheinischen Schnapsidee".

In einem Brief an NRW-Bauminister Michael Vesper schrieb OB Bärbel Dieckmann: "Für die Stadt Bonn ist es völlig unakzeptabel, wenn das Rheinische Amt für Denkmalpflege versucht, durch eine nahezu flächendeckende Unterschutzstellung von Botschaftsgebäuden und anderen Objekten den Strukturwandel im Bonner Bundesviertel zu behindern." So sah es schließlich auch der Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland, Ferdinand Esser. Er wolle der "Darstellung entgegentreten, die Denkmalpflege wolle das Regierungsviertel zu einem Freilichtmuseum machen", teilte er der OB mit.

Talbot sagte dem GA, Ziel der Denkmalschützer sei es letztlich gewesen, dass die beiden früheren Botschaften "als Baukörper ablesbar bleiben und nicht in einem großen Gesamtprojekt untergehen". Das sei nun gelungen. Der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Martin Hennicke, ist erleichtert ob des Kompromisses. Inzwischen sei der Bauantrag für die Kanadische Botschaft a.D. "positiv beschieden" worden; für das benachbarte Gebäude der Niederländische "ist damit in Kürze zu rechnen".

Vor wenigen Tagen sind in der Friedrich-Wilhelm-Straße die Baumaschinen vorgefahren. Die frühere kanadische Botschaft - das Gebäude heißt künftig Kanada-Haus - wird nach den Plänen des Bonner Architekten Frank Piotrowski rundum saniert, um ein Staffelgeschoss ergänzt und durch einen ellipsenförmigen, rundum verglasten viergeschossigen Neubau komplettiert. In dem Komplex entstehen 4 700 Quadratmeter Bürofläche. "Im Sommer nächsten Jahres sind wir fertig", sagte Schmitz, der die Kosten für dieses Projekt mit 30 Millionen Mark angab.

Mehr als doppelt so teuer wird das "Holland-Haus". Die frühere niederländische Botschaft am Sträßchensweg wird ebenfalls runderneuert. Auf dem Grundstück lässt der Bauträger zudem drei Gebäude errichten, die miteinander verbunden werden. Auch hier werden Büros eingerichtet. Für Uwe Schmitz ist Bonn ein "prosperierender Bürostandort"; das zeige auch die "gute Mieternachfrage" für seine Projekte. Schmitz: "Bonn ist von Bauträgern und Investoren noch gar nicht so richtig entdeckt worden; hier kann man gut Geld verdienen." Ein Lob hatte er für die Stadtverwaltung parat: "Die ist äußerst investorenfreundlich."

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