Zu gut, um ganz oben auf der Liste zu stehen

Am Freitag berät der Regionalrat über den Ausbau der Voreifel-Bahnstrecke, die als pünktlichste Zugverbindung im Land gilt - Alfter wartet dringend auf den neuen Haltepunkt Impekoven

  Warten auf die Bahn:  Seit Jahren wird der zweigleisige Ausbau der Strecke Bonn-Euskirchen samt neuer Haltepunkte immer wieder verschoben.

Warten auf die Bahn: Seit Jahren wird der zweigleisige Ausbau der Strecke Bonn-Euskirchen samt neuer Haltepunkte immer wieder verschoben.

Foto: Lannert

Alfter. Die Bahn kommt - irgendwann. Das kann 2008 sein, muss aber nicht. Denn "theoretisch" könnten der zweigleisige Ausbau der Strecke Bonn-Euskirchen und der Bau des Haltepunktes Impekoven "auch früher" losgehen, sagte der Sprecher der Deutschen Bahn (DB) Projekt Bau GmbH, Udo Kampschulte, auf Anfrage des General-Anzeigers.

Dies sei letztlich eine Frage der Bundesmittel, erklärte er und verwies auf das Bundesschienenwegeausbaugesetz, in das die Maßnahme überhaupt erst aufgenommen werden müsste. "Wir warten nur darauf, diesen Auftrag zu bekommen. Stattdessen sind uns die Hände gebunden", betonte Kampschulte. Die DB will erst ab 2008, und damit vier Jahre später als geplant, die beiden Regionalbahn-Projekte in Angriff nehmen.

Hintergrund ist, dass das NRW-Verkehrsministerium den Ausbau der Voreifelstrecke, der in drei Stufen erfolgen sollte, auf den Prüfstand bringt. So wurde das ganze Programm innerhalb der Integrierten Gesamtverkehrsplanung des Ministeriums als "disponibel" eingestuft - sprich als finanziell nicht gesichert. Abgehakte Programmpunkte sind bisher aber nur die ausgebauten Bahnsteige in Duisdorf und Witterschlick. In der zweiten und dritten Baustufe würden dann der eingleisige Bahnabschnitt zwischen Duisdorf und Kottenforst zweigleisig werden und die vier neuen Haltepunkte Bonn-Hügel, Bonn-Helmholtzstraße, Alfter-Impekoven und Rheinbach-Ost gebaut.

Die Einstufung als "disponibel" ist Anlass für die Politiker in der Region, das Thema in die Verkehrskommission des Regionalrats zu bringen. Es steht auf der Tagesordnung der Sitzung am Freitag ab 9 Uhr im Gebäude der Bezirksregierung in Köln.

Laut Bahn-Sprecher Kampschulte krankt die Umsetzung in erster Linie an den Finanzen. So seien die für Nordrhein-Westfalen bereit gestellten Mittel für die Jahre 2003 bis 2008 in Höhe von rund 134 Millionen Euro für die Kölner S-Bahnlinien S 12 und S 13 ausgegeben worden. Ironischerweise könnte die gute Betriebsqualität der Strecke Bonn-Euskirchen, laut Kampschulte "eine der höchsten in NRW", Grund dafür sein, dass sie bei der Geldverteilung leer ausging: Die Voreifel-Bahn sei sogar die pünktlichste Linie überhaupt, was zu einer "nicht so hohen Priorität" gegenüber anderen Projekten geführt habe. "Wäre das nicht der Fall, wäre das ein Grund, die Strecke schleunigst auszubauen."

Noch in diesem Monat soll es zu dem Thema ein Gespräch zwischen Ministerium und Bahn geben. Vielleicht wird dann auch ermittelt, auf welchem Platz einer Prioritätenliste das Vorhaben zurzeit rangiert und - zum Vergleich - in der Vergangenheit angesiedelt war. Eine Frage, die weder Bahn- noch Ministeriumssprecher beantworten konnten. "Die Untersuchungen laufen noch, die Ergebnisse werden im Sommer vorliegen", so Ministeriums-Sprecher Andreas Kersting. Sie würden sich dann in dem Bedarfsplan des Landes widerspiegeln, der im Moment überarbeitet werde.

Kersting: "Der Plan kann alle fünf Jahre überarbeitet werden, muss aber nicht." Zuletzt war das 1998 der Fall. Rund eine Million Euro sollte der Bau des Haltepunkts Impekoven vor zwei, drei Jahren nach Kampschulte kosten. Das Volumen aller drei Baustufen lag damals bei etwa 50 Millionen Euro. Neuere Zahlen gibt es laut Bahn nicht. Auf die Gemeinde Alfter kämen dabei etwa Kosten von 1,075 Millionen Euro zu. Dies entspricht einem Drittel der Kosten, die für die Beseitigung der Bahnübergänge Wormshof, Klausenweg und Ölmühle, für Grunderwerb sowie den Neubau von Seitenwegen anfallen. Die übrigen beiden Drittel übernehmen Bund und Bahn.

"Sofern sich nichts an den Zuschüssen geändert hat, würden wir geschätzte 800 000 Euro vom Land wieder bekommen", sagte Alfters Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper. Da wegen zweier Privatklagen noch kein rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluss vorliegt, hat die Gemeinde noch keine Flächen gekauft. Die Kläger befürchten beispielsweise durch den Bau der Seitenwege eine Zunahme des Verkehrs. Ein Problem, das sich eventuell bald erledigt hat, da die Bahn laut Steinkemper mit einem der Kläger verhandelt.

Vom Zeitplan der Bahn und der Tatsache, dass weder der zweigleisige Ausbau noch der Haltepunkt Impekoven gegenfinanziert sind, erfuhr die Gemeinde zufällig, als sie bei der Bezirksregierung im Zusammenhang mit einer Förderzusage nachforschte - das kritisiert Steinkemper als "eine Informationspolitik, die ich nicht besonders gut heiße".

Umso mehr beharrt die Bürgermeisterin jetzt auf dem Bau: "Letztlich ist das eine politische Entscheidung, die auf Landes- und Bundesebene gefällt wird. Ich gehe aber davon aus, dass 2008 wieder Mittel im Topf sind. Der Regionalrat macht sich dafür sehr stark." Und zwar für beide Projekte: "Ich möchte niemanden auf den Gedanken bringen, das zu trennen."

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