Witterschlicker feiern 130 Jahre Bahnstrecke Bonn-Euskirchen
Am 6. Juni soll zwischen Bonn und Rheinbach einen Sonderzug aus dem Jahr 1956 rollen. Gleichzeitig steigt im und um den Bahnhof Witterschlick, der 1903 eröffnet wurde, ein großes Fest. Denn die Tage des historischen Stellwerks in diesem Gebäude sind gezählt.
Alfter-Witterschlick. Es ist gar nicht so einfach, im regulären Fahrplan der Bahn für einen Tag noch einen zusätzlichen Zug unterzubringen. Doch genau das haben zwei Eisenbahnfans geschafft, die auch beruflich mit der Bahn verbunden sind: Fahrdienstleister Albert Söhngen aus Witterschlick und Ausbildungsleiter Stefan Ingenfeld aus Wachtberg. Sie lassen am 6. Juni zwischen Bonn und Rheinbach einen Sonderzug aus dem Jahr 1956 rollen.
Damit wird das 130-jährige Bestehen der Strecke, die nach Euskirchen führt, sowie das 175-Jahr-Jubiläum der deutschen Eisenbahn gefeiert. Gleichzeitig steigt im und um den Bahnhof Witterschlick, der 1903 eröffnet wurde, ein großes Fest. Denn die Tage des historischen Stellwerks in diesem Gebäude sind gezählt: Die mechanische Anlage wird 2011 - ebenso wie in Rheinbach und Duisdorf - stillgelegt und von Euskirchen aus ferngesteuert.
Ein Grund mehr für die beiden Bahn-Nostalgiker das Spektakel auf rein privater Basis zusammen mit den Witterschlicker Vereinen ganz groß aufzuziehen und diverse Aktionen vorzubereiten. Dafür hat Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher die Schirmherrschaft übernommen. Er mag Eisenbahnfahren und bekam prompt einen Freifahrschein, als die Initiatoren und der Ortsausschussvorsitzende Walter Buchholz das Programm vorstellten.
Stefan Ingenfeld erfüllt sich mit der Anmietung der Diesellok einen Lebenstraum und hofft, vielen Eisenbahnfreunden ebenfalls einen schönen Tag bieten zu können. Außerdem freut sich der 45-Jährige, seine Uniformsammlung im richtigen Umfeld zur Geltung bringen zu können. Denn Hauptattraktion des Tages wird die historische Diesellokomotive der Baureihe V 200 aus den 50iger Jahren mit fünf dreiachsigen Umbauwagen plus Gepäckwagen sein.
Dienst tut ehrenamtliches Zugpersonal in historischen Uniformen. Der Zug, der in den 1980er Jahren aus dem Verkehr gezogen wurde, gehört dem Verein Museumseisenbahn in Hamm. Er wird bereits ab Hagen Hauptbahnhof und auf dem Weg Richtung Köln und Euskirchen interessierte Fahrgäste aufnehmen. Von dort geht es über Rheinbach und Witterschlick nach Bonn. Dreimal wird der Zug dann ab 10 Uhr zwischen Bonn und Rheinbach pendeln und in Witterschlick jeweils einen etwas längeren Aufenthalt einlegen.
Gegen 19.30 Uhr fährt der Zug ab Witterschlick über Euskirchen und Köln wieder zurück nach Hamm. Albert Söhngen, seit 2004 Eigentümer des Witterschlicker Bahnhofs, öffnet die Güterhalle für eine Modellbahnschau der Eisenbahnfreunde Euskirchen. Sie werden Züge, Straßenbahnen und Autos fahren lassen und einen Nachbau des Odendorfer Bahnhofs zeigen. Er wurde ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, aber Anfang der 1980er Jahre abgerissen.
Außerdem wird in der Güterhalle, wo Söhngen ein Trauzimmer eingerichtet hat, eine Ausstellung zur Geschichte des Bahnhofs und der Strecke zu sehen sein. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Witterschlicker Heimatkultur vorbereitet. Auch Führungen im Stellwerk wird es geben. Am Bahnhof Witterschlick erwarten die Fahrgäste und Besucher Musiker des Bahnsozialwerks Euskirchen, die auf einer Bühne spielen.
Außerdem plant der Tischtennisclub Witterschlick einen Schauwettbewerb und treten die Garden der Karnevalsgesellschaften Alpenrose und Tonmöhne auf. Neben gastronomischen Angeboten wird ein Eisenbahnflohmarkt aufgebaut. Möglicherweise ist bis dahin auch ein Modellbausatz vom Bahnhof Witterschlick produziert worden und zu kaufen. Die Freiwillige Feuerwehr wird sich mit einer Fahrzeugschau beteiligen, und der Junggesellinnenverein "Alfterer Mädels" sorgt für die Unterhaltung der Kinder.
Den voraussichtlichen Fahrplan und die Fahrkartenpreise für den Sonderzug sind unter www.bahnhofsfest-witterschlick.de veröffentlicht. Witterschlicker können die Karten auch bei Albert Söhngen bekommen, Telefon: (02 28) 64 55 87.
