Klappern im Vorgebirge und der Voreifel Wenn die Glocken in Rom sind

RHEIN-SIEG-KREIS · Wenn am Gründonnerstag die Glocken nach Rom fliegen, ist die Zeit der Klapperkinder gekommen. In einigen Dörfern der Region wird dieser vorösterliche Brauch noch gepflegt.

Natürlich fliegen die Glocken nicht nach Rom, um dort vom Papst gesegnet zu werden, wie man den kleinen Kindern gern erzählte. Vielmehr schweigen Glocken und Orgeln in den Gottesdiensten als Zeichen der Trauer in Erinnerung an das Leiden und den Tod Jesu. Erst in der Osternacht erklingen sie wieder besonders festlich, um Jesu Auferstehung und den Triumph über den Tod zu feiern.

Anders als heute waren die Glocken früher für die Menschen eine wichtige Orientierung. Ihr Geläut rief nicht nur zu den Gottesdiensten, sondern gab ihnen Mittagszeit und Feierabend an, und erinnerte auch an die Verrichtung der Angelus-Gebete am Morgen, am Mittag und am Abend.

Diese Aufgaben des Glockengeläutes übernahmen an den Kartagen meist die Messdiener mit Holzklappern, Rasseln, Ratschen oder sogenannten Butterfässern, je nach Region. Dieses Karklappern, andernorts auch "Osterratschen" genannt, wird vielfach heute noch gepflegt.

Mancherorts ist diese Aufgabe nur den Messdienern vorbehalten, wie in Bornheim-Widdig. Dort sind etwa zehn bis 15 Messdiener als Klapperkinder auf Fahrrädern unterwegs, um in jeder Straße das Angelus-Läuten zu ersetzen. Abends machen sie dann noch eine Runde, um an den Haustüren als "Klapperlohn" einen Obolus für die Messdienerkasse zu erbitten, so Betreuerin Barbara Steinheuer, mit dem alten Spruch: "Mir hätte jern jett Klappeschmer, oss Klapp die det et net mie" (Wir hätten gern etwas Klappergeld, unsere Klapper geht nicht mehr). In Brenig sind etwa 30 Kinder an den Kartagen unterwegs. Gestern begannen sie ihre Runden bereits um 6.30 Uhr.

In anderen Orten wie in Buschhoven und Oberdrees darf jedes Kind, das möchte, mitgehen zum Klappern. Während in Buschhoven die Pfarrgemeinde die Klappern verwahrt und an die Kinder austeilt, wie Betreuerin Adelheid Willers sagte, bringt in Oberdrees jedes Kind seine eigene Klapper mit.

Wenn Eltern oder Großeltern sie nicht selbst bauen können, übernehmen das "Klapperbauer" wie Günter Schwark. Gerne entsprechend dem Alter des Kindes etwa für Dreijährige auch als Mini-Version. Die Klapper besteht aus einem Holzbrett mit einem beweglichen Holzhämmerchen, das - an einem Griff festgehalten - durch Auf- und Ab-Bewegungen rhythmisch auf das Brett geschlagen wird.

Fast 50 Kinder vom Kleinkind in Begleitung der Eltern bis zum Jugendlichen trafen sich am Abend des Gründonnerstag zum ersten Klappern auf dem Dorfplatz. "Tack, tack, tacktacktack! Tack, tack, tacktacktack!", ist der vorgegebene Rhythmus. Früher wurden zu jeder Tageszeit passende Verse gerufen, wie sich Günter Schwark erinnert: "Änn-Marie oppstonn, aantrecke onn en de Kirch jonn!" (Anna-Maria, aufstehen, anziehen und in die Kirche gehen).

Mit seiner Schwester Elisabeth achtet er genau darauf, dass alle Kinder ihre Aufgabe ernst nehmen und eifrig klappern in den Straßen und Gassen, die ihren Gruppen zugeteilt sind. Da können "Anfänger" auch schon einmal Blasen bekommen. Versierte "Profis" erkennt man an den Handschuhen. Als "Klapperlohn" schenken die Oberdreeser den Klapperkindern Süßigkeiten und Geld.

In Heimerzheim beteiligen sich unter der Leitung von Daniel Luppus 24 Messdiener und Messdienerinnen an den Klappergängen. Das Geld, das man ihnen schenkt, spenden sie zur Hälfte an die Kinderhilfsorganisation terre des hommes. Die andere Hälfte ist für die Messdienerarbeit bestimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort