Erinnerung an eine Todesfahrt Vor 20 Jahren kamen vier Pilger in Remagen ums Leben

REMAGEN · Es war einer der grauenvollsten Unfälle der vergangenen Jahrzehnte in der Region. Vier Menschen kamen ums Leben, 13 wurden schwer verletzt. 11. April 1992: Es ist 23.15 Uhr, als ein damals 22-jähriger Mann aus Unkelbach mit seinem Sportwagen an der Schwarzen Madonna in Remagen in eine Pilgergruppe rast.

Erinnerung an eine Todesfahrt: Vor 20 Jahren kamen vier Pilger in Remagen ums Leben
Foto: GA (Repro)

Am Samstag gedenkt man mit einem Gottesdienst der schrecklichen Geschehnisse, die auch 20 Jahre später noch vielen in wacher Erinnerung sind.

"Unser Gebet gilt allen, die damals schwere seelische oder leibliche Verletzungen erlitten haben, allen, die durch das Unglück in den Tod gerissen wurden und allen, die an dem schrecklichen Geschehen immer noch leiden." Bereits vor zehn Jahren hatte Remagens Dechant Johannes-Georg Meyer gemeinsam mit dem dem Trierer Altbischof Hermann Josef Spital und unzähligen Gläubigen der Opfer gedacht.

In der eindrucksstarken Messe gedachten die Christen aber auch der Menschen, die den Opfern des schweren Unfalls beigestanden haben und aller, die sich täglich für ihre Mitmenschen einsetzen: der Ärzte, der Sanitäter, der Feuerwehr und der Polizei. So wird es auch am Samstag, zwei Jahrzehnte nach dem schlimmen Unfall, wieder sein.

Vielen Remagenern sind die Ereignisse vom 11. April 1992 noch tief im Gedächtnis verwurzelt. Das Unglück hinterließ in Remagen und Kripp tiefe Spuren. Was war damals geschehen? Bei dem Abschlussgottesdienst an der Kapelle war ein betrunkener Autofahrer ungebremst in die um den Altar stehende Gruppe gerast.

80 Katholiken der Gemeinden St. Peter und Paul Remagen und St. Nepomuk Kripp hatten sich damals einer Bittprozession angeschlossen und waren zur Gedenkstätte gepilgert. Zum Auftakt der Karwoche sollte dort eine Messe abgehalten werden. Der damalige Pastor Klaus Birtel hatte um kurz nach 23 Uhr das Schlussgebet gesprochen und spendete gerade die heilige Kommunion, als die Katastrophe passierte: Ein 22-Jähriger raste in die betende Menschenmenge.

Der rote Sportwagen riss etliche Menschen mit und kam schließlich an einem Betonpfeiler zum Stehen. Notarzt und Feuerwehr bot sich ein Bild des Grauens: Schreie, ungläubiges Entsetzen und Panik. Menschen suchten verzweifelt nach Freunden und Angehörigen.

Für ein Remagener Ehepaar, 55 und 60 Jahre alt, kam jede Hilfe zu spät. 13 Menschen wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in die Krankenhäuser nach Bonn, Remagen und Koblenz eingeliefert. Noch in derselben Nacht starb eine 77-jährige Frau aus Kripp, und einen Tag später erlag eine 79-Jährige ihren Verletzungen. Vier weitere Verletzte meldeten sich im Lauf des Tages bei der Polizei.

Die Nachricht von dem schrecklichen Geschehen an der Straße zwischen Remagen und Kripp verbreitete sich noch in der Nacht wie ein Lauffeuer. Verwandte und Freunde eilten zur Unglücksstelle, um zu fragen, ob Angehörige oder Bekannte unter den Opfern waren. "Das ist unfassbar. Da gehen Menschen in einer Prozession, um mit Gott zu reden, und dann werden sie überfahren und sterben", stammelte ein Augenzeuge noch am Unfallort. Groß war die Anteilnahme der Bevölkerung, als die vier Getöteten zu Grabe getragen wurden. Eine Gedenktafel erinnert heute an das Unglück.

Der Fahrer des Unfallwagens war nahezu unversehrt aus seinem völlig zerstörten Fahrzeug gestiegen. Unter Schock war er zu einem Freund nach Unkelbach geflüchtet, hatte sich später der Polizei gestellt. Eine Blutprobe ergab einen Alkoholwert von 2,5 Promille. 14 Monate später verurteilte das Landgericht Koblenz ihn zu drei Jahren Haft.

Das Gericht bescheinigte dem Mann angesichts seines stark alkoholisierten Zustands verminderte Schuldfähigkeit. Vor seiner Inhaftierung hatte er einige der Opfer aufgesucht, hatte sich aber vollends zurückgezogen, als die Tochter einer Betroffenen ihn im Krankenhaus mit den Worten "du Mörder" empfing. Nach seiner Gefängnisstrafe verließ der Mann die Stadt, er wohnt heute angeblich im Ruhrgebiet.

Gedenkgottesdienst am 31. März

Zum Gedenken wird es am Samstag an der Kapelle Schwarze Madonna um 11 Uhr einen Gottesdienst geben, zelebriert von Weihbischof Jörg Michael Peters und Monsignore Stefan Wahl. Bei dem Unglück starben Helga Maria Kurtenacker, Josef Edmund Kurtenacker, Anna Maria Lorscheid und Maria Gertrud Wilhelm. Schwer verletzt wurden Johann Jürgen Bachem, Marianne Bauer, Adolf Nikolaus Clever, Gertrud Doerr, Mechthilde Sophia Gasper, Gertrud Katharina Gisselmann, Eugenie Maria Klofat, Rita Katharina Probst, Heinrich Thaddäus Probst, Hans-Joachim Rupp, Hildegard Schäfer, Marianne Schmitt und Maria Schorn.

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