Funpark Oberdollendorf Von der Disco ins Krankenhaus

OBERDOLLENDORF · Den frühen Morgen des Karnevalssamstags wird der Gast einer Großdiskothek im Mühlenbruch noch lange in Erinnerung behalten. Vier Türsteher sollen ihn, wie der 21-Jährige dem General-Anzeiger berichtete, derart zu Boden geschlagen haben, dass er bewusstlos wurde.

 2300 Gäste fasst der Funpark. Vereinzelt brennt bei einem Besucher schon mal die Sicherung durch.

2300 Gäste fasst der Funpark. Vereinzelt brennt bei einem Besucher schon mal die Sicherung durch.

Foto: Frank Homann/Archiv

Danach hätten sie - wie ihm Zeugen hinterher erzählt hätten - weiter auf ihn eingetreten, wovon er jedoch nichts mehr mitbekommen habe. Mit einer Gehirnerschütterung, einer dicken Lippe und einer Schürfwunde habe er anschließend mehr als 24 Stunden im Honnefer Krankenhaus verbracht. Geblieben seien Kopfschmerzen, so der Landesligaspieler von einem hiesigen Fußballverein.

Dabei habe er nur schlichten wollen, als mehrere Türsteher zuvor vor dem Funpark auf seinen Cousin eingeschlagen hätten. Dazu sei es gekommen, nachdem zunächst zwei Sicherheitsleute seinen Verwandten der Disco verwiesen hätten. Am Ausgang habe dieser darüber dann mit zwei weiteren Türstehern diskutiert, als zwei der Security-Leute aus dem Inneren der Disco erschienen seien und auf ihn eingeschlagen hätten.

Drei Türsteher hätten seinen Cousin festgehalten und einer ihm reichlich "Backpfeifen" gegeben. Als die Sicherheitsleute vor der Disco zu viert oder fünft auf seinen Cousin einschlagen wollten, habe er versucht zu schlichten. Mit dem von ihm beschriebenen Ergebnis. Die Polizei bestätigte, dass es am Samstagmorgen gegen 4.25 Uhr in der Diskothek einen Einsatz gegeben habe.

"Wechselseitige Handgreiflichkeiten"

Es sei zu "wechselseitigen Handgreiflichkeiten" zwischen vermutlich fünf Personen gekommen. Dabei sei besagter Gast verletzt worden, so dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Die Polizei bestätigte auch, dass der lädierte Gast Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt hat. Diese werde derzeit vom zuständigen Kommissariat bearbeitet.

Bert Kluth, für das Siebengebirge zuständiger Polizeihauptkommissar bei der Wache Ramersdorf, warnt davor, voreilig die Türsteher und den Funpark an den Pranger zu stellen. Die Handgreiflichkeiten seien wohlgemerkt "wechselseitig" erfolgt. Dichtung und Wahrheit lägen in diesen Fällen oft sehr nah beieinander. Auch deshalb gäbe es im Eingangsbereich eine Kamera.

Kluth: "Es ist sichergestellt, dass wir die Videoaufzeichnungen durch die Geschäftsführung bekommen. Schlägertypen werden nicht geduldet." Im konkreten Fall müssten die Bänder vom Kommissariat noch ausgewertet werden. Wenn es in der Vergangenheit mal Vorfälle gegeben habe, wären die betreffenden Leute nicht mehr als Türsteher eingesetzt worden.

Die Türsteher in Oberdollendorf sind bei einem Sicherheitsunternehmen beschäftigt. Sie werden laut Kluth bei Seminaren durch das Kommissariat Vorbeugung eigens geschult. Man tausche sich regelmäßig mit der Geschäftsleitung aus: "Das ist ein Geben und Nehmen." Ausschließen lassen sich nach seiner Meinung handgreifliche Auseinandersetzungen in derartigen Großdiskotheken jedoch nicht. Die Oberdollendorfer Disco mit einer Zulassung für 2300 Gäste und zwei bis drei Öffnungstagen pro Woche besuchen jährlich rund 150 000 Personen. "Dass bei dieser Klientel die eine oder andere Körperverletzung passiert, ist eigentlich normal", so Kluth.

Das Problem seien meist nicht die Türsteher, sondern die Gäste, die sich nicht an Aufforderungen des Personals halten wollten, das dann von seinem Hausrecht Gebrauch machen würde. Dabei habe sich die Diskothekenlandschaft in der Region durch die Schließung des Siegburger "Steffi" (das mittlerweile unter anderer Leitung wiedereröffnet ist), und des Beueler Clubs Fahrenheit im Sommer 2011 sowie der abgebrannten Hennefer Disco "Viva" im Januar sehr verändert. "Wir haben deutlich gespürt, dass im Umkreis drei Großdiskotheken weggebrochen sind", so Kluth.

Ralf Sottorf, Geschäftsführer des Funpark, sagte am Donnerstag, er äußere sich grundsätzlich nicht gegenüber der Presse. "Warum belästigen Sie mich?", lautete seine Reaktion.

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