Kloster Marienthal Vom Nonnenkloster zum Weingut

MARIENTHAL · Vor 875 Jahren besiedelten 37 Augustinerinnen aus Klosterrath das Hubachtal. Das Jubiläum wird nun groß gefeiert.

 Ein beliebtes Ziel: Das Kloster Marienthal.

Ein beliebtes Ziel: Das Kloster Marienthal.

Foto: Martin Gausmann

Wer "Marienthal" hört, denkt an Wein. Denn in dem Seitental der mittleren Ahr dreht sich heutzutage alles um die Produkte der Region. Seitdem das Land Rheinland-Pfalz 2004 seine dortige "Weinbaudomäne" privatisiert hat, erinnert der neue Name, "Weingut Kloster Marienthal", auch wieder an die Anfänge.

Denn wo jetzt Winzer und Kellermeister das Sagen haben, wo Wanderer und Touristen ihre Pause genießen, wo Musik und Kunst eine Bleibe finden, war ursprünglich ein Augustinerinnenkloster hinter dicken Mauern. Es wurde 1137 als erstes Kloster im Ahrtal überhaupt gegründet. Für die neuen Besitzer, das sind die Ahr-Winzergenossenschaft, die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr sowie die Weingüter Meyer-Näkel (Dernau) und Brogsitter (Grafschaft) ein Grund zum Feiern: 875 Jahre Kloster Marienthal.

Es war ein steiniges, unwirtliches Tal, in das die 37 Frauen aus Klosterrath bei Herzogenrath im Herzogtum Limburg im Jahre 1137 zogen. Wer sich in Mayschoß umhört, wird auf den Namen Embrico stoßen. Der Edle war ein reicher Mann und treuer Ministeriale der Herren von Saffenberg von der dortigen Saffenburg. Die Grafenfamilie hatte auf ihren großen Ländereien im Limburgischen die Gründung des Augustinerklosters Klosterrath unterstützt.

In fortgeschrittenem Alter zog Embrico dort ein, und er soll das adelige Frauenkloster begründet haben, dem seine Frau als Nonne beitrat. Schließlich war es Graf Adolf von Saffenberg, der dem Frauenkloster Embricos Gelände im Hubachtal zur Verfügung stellte. Dank reicher Schenkungen blühte Kloster Marienthal schnell auf, entwickelte sich zu einer beliebten Versorgungsanstalt für unverheiratete adelige Frauen. Mühle, Bäckerei, Brennerei, Häuser für Kranke und Gäste gehörten dazu, Gärten, Weinberge, Felder und Weideland.

Unterlagen über die mittelalterlichen Bauten gibt es nicht mehr. Die gesamte Anlage wurde 1632 durch plündernde schwedische Truppen und 1646 durch Franzosen in Schutt und Asche gelegt.

Auch von den ab 1699 errichteten Neubauten ist nicht viel geblieben, nachdem französische Revolutionstruppen das Rheinland 1795 besetzten, die Nonnen über den Rhein flohen, das Kloster 1802 säkularisiert wurde. Die Kircheneinrichtung kam in benachbarte Kirchen, nach Rech und Mayschoß, die Altäre sind in Aremberg erhalten.

Die Franzosen versteigerten die Klosterbesitzungen und verkauften die Gebäude auf Abbruch. Was noch steht, sind die Außenmauern der einst im barocken Stil errichteten Kirche sowie Teile des Kreuzgangs und des Ostflügels. Erhalten blieb auch das sogenannte Äbtissinnenhaus, ein 1762 im Rokokostil errichteter, mittlerweile von Efeu umrankter Gartenpavillon.

Festprogramm:

Auftakt der 875-Jahr-Feier ist der erste Marienthaler Lichterabend mit der international besetzten Gruppe "Brass" am Samstag, 7. Juli, 20 Uhr in der Kirchenruine. Am Sonntagmorgen, 8. Juli, 10.30 Uhr hält der Bischof von Roermond, Frans-Josef-Marie Wiertz, zusammen mit Pfarrer Lothar Anhalt eine Messe in der Kirchenruine. Das Pontifikalamt wird musikalisch vom "Chevremonts Mannenkoor", einem international bekannten und erfolgreichen Männerchor aus Kerkrade (Niederlande), gestaltet.

Im Klostergarten schließt sich ab 12.15 Uhr ein Empfang für die Ehrengäste an, darunter 90 Besucher aus den Niederlanden. Das Blasorchester Altenahr spielt bis in den Nachmittag Unterhaltungmusik. Die Bürgermeister von Herzogenrath und Mayschoß werden die Fahnen ihrer historisch verbundenen Kommunen tauschen. Das Weingut Kloster Marienthal stellt seinen Jubiläumswein vor.

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