"Braunes Haus" in Hemmessen Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen 26 Beschuldigte

KREIS AHRWEILER · Den im März durchgeführten Razzien und Festnahmen in Häusern und Wohnungen von Neonazis - unter anderem auch im Kreis Ahrweiler - folgen nun konkrete Anklagen gegen Angehörige des "Aktionsbüros Mittelrhein" und weitere Tatverdächtige. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit. Im Fokus der damaligen Polizeiaktivitäten stand bekanntlich das "Braune Haus" an der Weilbergstraße in Hemmessen, das nach der Razzia unbewohnt ist.

Die Staatsanwaltschaft hat nun gegen 26 Männer im Alter zwischen 19 und 54 Jahren Anklage erhoben. 20 Personen werden sich wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verantworten müssen, vier Männer werden beschuldigt, eine solche Vereinigung unterstützt zu haben, und zwei dem rechtsradikalen Umfeld zugeordnete Männer sollen sich an Straftaten beteiligt haben, die von Angehörigen der kriminellen Vereinigung begangen worden sind.

Nach dem Ergebnis der Ermittlungen besteht der Verdacht, dass sich die Mitglieder des in Hemmessen beheimateten "Aktionsbüros Mittelrhein" spätestens im Jahr 2009 radikalisierten, berichtete die Staatsanwaltschaft am Dienstag. Sie sollen verantwortlich sein für Sprühaktionen und Sachbeschädigungen sowie für Brandanschläge auf Autos, deren Halter dem linken Spektrum zugerechnet werden. Auch sei es zu Körperverletzungen gekommen. Im November 2009, so die Staatsanwaltschaft, seien mindestens fünf Mitglieder des "Aktionsbüros Mittelrhein" an einem tätlichen Übergriff auf zwei Personen aus der linken Szene in Remagen beteiligt gewesen.

Gewaltaktionen werden Mitgliedern des "Aktionsbüros" auch in Dresden und Wuppertal zugeschrieben. Wohnanschriften und Kennzeichen von Autos Angehöriger der linken Szene seien ausgeforscht und Lichtbilder von ihnen gefertigt worden und in internen Sammlungen aufgelistet worden, um gegebenenfalls schnell und gezielt "Vergeltungsmaßnahmen" ausüben zu können. Darüber hinaus wurden nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft in den Jahren 2010 und 2011 auch Sprühaktionen in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Umgebung, in Bonn sowie in Meckenheim durchgeführt.

Dabei wurden auch Hakenkreuze angebracht. Vor der Landtagswahl wurden im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler zumindest 40 Wahlplakate von politischen Parteien beschädigt, so die Staatsanwaltschaft. Zumindest sieben Mitglieder des "Aktionsbüros Mittelrhein" sollen beteiligt gewesen sein. Weitere Vorwürfe: Besitz nicht zugelassener Pyrotechnik und Verstöße gegen das Waffengesetz.

17 Angeklagte befinden sich seit den Razzien ununterbrochen in Untersuchungshaft. Ein weiterer Mann seit Mai. Gegen sieben Beschuldigte sind die bestehenden Haftbefehle zwischenzeitlich gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden.

Zum Zeitpunkt der Verhaftung waren einige der Angeklagten arbeitslos, andere waren als Handwerker, Arbeiter oder Auszubildende tätig, einige befanden sich noch im Studium. Von den 26 angeklagten Personen wohnten 15 zuletzt im Großraum Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht festgelegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort