Spürnase rettet Menschenleben

Die Freiwillige Feuerwehr Alfter trainiert mit Trümmerhunden in der Witterschlicker Quarzgrube. Hundeführer und Assistenten erhalten Informationen zum Gelände, Fotos der vermissten Kinder sowie Kartenmaterial.

Spürnase rettet Menschenleben
Foto: Wolfgang Henry

Alfter. Nur noch ein kurzes Bellen, ein Leckerli geschnappt und dann sind alle Augen und Ohren konzentriert nach vorne gerichtet.

Denn dort steht Gemeindebrandinspektor Jörg Lieberz. Er erklärt die (Übungs-)Lage: Zwei zwölf Jahre alte Jungs werden vermisst. Sie sind an diesem sonnigen Samstag nicht zum Mittagessen nach Hause gekommen. Passanten wollen die Kinder auf dem Gelände der Quarzwerke Witterschlick zuletzt gesehen haben.

Die Freiwillige Feuerwehr Alfter wird alarmiert. Sie rückt mit ihrer Facheinheit RHOT an - dahinter verbirgt sich die Rettungshundestaffel der Feuerwehr. Hundeführer und Assistenten erhalten Informationen zum Gelände, Fotos der vermissten Kinder sowie Kartenmaterial. Dann beginnt die Suche, bei der vor allem die Spürnasen von Rani, Siro und den anderen sechs Rettungshunden gefragt sind

. "Die Hunde arbeiten selbstständig. Wir nennen das gewollten Ungehorsam", erklärt Christian Poschmann, Leiter der Facheinheit Rettungshunde der Feuerwehr Alfter. Das bedeutet, dass die Hunde nicht durch ständige Kommandos in der Suche dirigiert werden, sondern möglichst frei arbeiten können.

Die Rettungshunde sind als Spezialisten ausgebildet, es gibt die Flächenhunde, die im Gelände suchen und die Trümmerhunde, die nach Verschütteten suchen. Haben die Tiere die vermisste Person gefunden, zeigen sie den Fundort durch das so genannte Verbellen an - dabei bleibt der Hund bei der Person und bellt solange, bis der Hundeführer eintrifft.

Eine andere Methode ist das "Bringseln" - dabei nimmt der Hund, wenn er die Person gefunden hat, ein kleines Päckchen von seinem Halsband und bringt es dem Hundeführer. Der leint dann das Tier an und lässt sich zum Fundort führen. "Die Aufgabe der Rettungshunde ist es, Leute in Notsituationen zu finden. Das können Suizidgefährdete, Demenzkranke oder Menschen sein, die nach Verkehrsunfällen oder Bränden vermisst werden", erklärt Poschmann.

Oder auch Personen, die nach Gebäudeeinstürzen verschüttet sind. An diesem Samstag bei den Quarzwerken Witterschlick handelt es sich zum Glück nur um eine Übung - in Wirklichkeit werden keine Kinder vermisst. "Wir sind sehr froh darüber, dass wir auf dem Gelände der Quarzwerke üben dürfen. Denn es ist für uns ganz wichtig, in unterschiedlichen Arealen zu trainieren", so Poschmann.

Wenn die Hunde immer auf dem gleichen Platz trainieren würden, hätten sie schnell alle Verstecke abgesucht und würden sich die Gegebenheiten merken. 50 bis 60 Einsätze im Umkreis von rund 100 Kilometern absolvieren die Hunde jedes Jahr. "Sie dauern zwischen sechs und acht Stunden. Die Hunde können maximal 20 bis 30 Minuten Höchstleistungen bringen. Dann sind sie platt und ein anderes Team übernimmt. Das geht mit Pausen dann drei bis vier Mal nacheinander", sagt der Leiter der Rettungshundeteams.

Poschmanns Hund Rani ist sechs Jahre alt und sehr erfahren. "Er war mit 18 Monaten der jüngste Rettungshund Deutschlands und hat gleich in seinem ersten Einsatz einer alten Frau das Leben gerettet", berichtet Poschmann.

Mit seinen elf Monaten steht Siro die große Rettungskarriere noch bevor. "Er ist ein australischer Rindertreibhund und lernt unglaublich schnell", sagt Besitzerin Nadine Schiffner. Die Grafschafterin ist eine begeisterte Rettungshundeführerin. "Ich bin da quasi reingeboren worden. Meine Mutter ist aktiv, und ich bin seit meinem 14. Lebensjahr dabei", berichtet Schiffner.

Sie hatte ganz konkrete Vorstellungen, wie ihr Hund sein soll. Deshalb hat sie lange gesucht, bis sie Siro bei einer Züchterin in der Schweiz gefunden hat. In den Teams arbeiten Hunde verschiedener Rassen: "Sie sollten nicht zu schwer und nicht zu klein sein", sagt Poschmann.

"Ich finde es faszinierend, wie intelligent Siro ist und wie er komplexe Aufgaben löst", sagt Schiffner. Auch bei der Übung in Witterschlick überzeugten die Hunde mit ihren Leistungen.

Einheit RettungshundeDie Facheinheit Rettungshunde/Ortungstechnik RHOT der Freiwilligen Feuerwehr Alfter gibt es seit Dezember 2009. Alle Mitglieder sind aktive Feuerwehrleute. Die Einsatztiere sind privat geführte Diensthunde. Sie leben bei ihrem Hundeführer, der sie auf eigene Kosten kauft, verpflegt und versorgt. "Wir zahlen sogar die Hundesteuer selbst", sagt Christian Poschmann. Weitere Informationen zur Feuerwehr Alfter gibt es unter www.feuerwehr-alfter.de

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