Sexueller Missbrauch durch Pfarrer in Eudenbach

EUDENBACH · In der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Mariä Himmelfahrt in Eudenbach hat es einen Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Pfarrer gegeben. Bei dem Geistlichen, der zum Täter wurde, handelt es sich um Joseph Weyler, der von Juni 1981 bis Mai 1993 im Oberhau tätig war.

Nach ihm ist eine Straße hinter dem Friedhof benannt. Kein Platz war am Sonntagmorgen in der Pfarrkirche mehr frei. Viele Besucher der Heiligen Messe zum Barbarafest der Feuerwehr mussten mit einem Stehplatz vorliebnehmen. Doch bis auf ein paar wenige Eingeweihte wussten die Gottesdienstbesucher nichts von dem, was der leitende Pfarrer Udo Maria Schiffers nach Abschluss der Messe in einer Erklärung bekanntgab. "Entsetzt, ratlos, schockiert, verwirrt, völlig durcheinander." Mit dieser Beschreibung nahm Schiffers vorweg, was viele Eudenbacher, die Weyler kannten, empfunden haben dürften.

Der Fall sei ihm seit einem Jahr bekannt, seit er gebeten wurde, an der Therapie und seelsorgerischen Begleitung des Missbrauchsopfers mitzuwirken. Das Opfer habe zunächst auf keinen Fall eine Veröffentlichung gewollt, was man respektiert habe. Durch "einen unglücklichen Zufall" hätten jedoch einige Personen Kenntnis vom dem Missbrauchsdelikt bekommen. Eine dieser Personen habe sich "in verständlicher Entrüstung" an Bürgermeister Peter Wirtz gewandt, damit das nach Joseph Weyler benannte Straßenschild entfernt werde. Damit habe sich ein Bekanntwerden des Falles nicht mehr vermeiden lassen. Auch das Missbrauchsopfer sei mit diesem Vorgehen einverstanden.

Die Identität des Missbrauchsopfers und seiner Familie, "ob sie noch in Eudenbach wohnen oder nicht", solle unbedingt anonym bleiben. "Die Betroffenen haben schon genug Leid erfahren und sollen nicht zusätzlich belastet werden", so Schiffers. Nicht mehr verbergen lasse sich hingegen die Identität des Täters. Es falle ihm schwer seinen Namen zu nennen, "weil er ein eifriger und beliebter Pastor war, den ich selbst kannte und schätzte". Das Opfer selbst habe ihn gebeten, darauf hinzuweisen, dass die schlimmen Taten die Verdienste des Pfarrers um die Menschen in der Pfarrei und im gesamten Oberhau nicht auslöschen. Von Weylers Schuld ist Schiffers gleichwohl überzeugt. "Durch meine Teilnahme an der Therapie des Missbrauchsopfers sind Zweifel für mich ausgeschlossen", betonte er.

Weyler lebte die Jahre nach seinem Abschied als Pfarrer als Hausgeistlicher im Altenheim Sankt Konstantia in Oberpleis und starb im Januar 1996. Geboren wurde der Landwirtssohn 1913 in Oberscheuren in der Pfarre Stieldorf. Er besuchte die Volksschule in Rauschendorf und ging danach am Bonner Collegium Josephinum zur Schule. Sein Abitur machte er am Beethovengymnasium. Als Pfarrer war Weyler Hausgeistlicher im Kloster Heisterbach und ab 1976 Subsidiar in Oberpleis. Sein Augenmerk galt in Eudenbach der katholischen Frauengemeinschaft, die er 1984 gründete. Weyler galt als volkstümlich und war beliebt. So lud er regelmäßig die Karnevalisten auf einen Umtrunk ein und machte bei Gemeindemitgliedern Hausbesuche. "Er war ein offener Pastor, mit dem man über alles reden konnte", berichtet der Eudenbacher Wilbert Fuhr.

Bürgermeister Peter Wirtz, der Weyler nur flüchtig kannte, wird veranlassen, dass bereits heute die Straßenschilder mit dessen Namen entfernt werden. Bei der Ratssitzung am 12. Dezember wird er die Namensänderung offiziell vorschlagen. Schiffers appellierte gestern an den Zusammenhalt in der Gemeinde: "Das Böse in der Welt, auch wenn es sich mitten unter aus zeigt, darf uns nicht daran hindern, unser Miteinander und Füreinander weiter zu leben und zu fördern.".

Udo Maria Schiffers weist darauf hin, dass das Erzbistum Köln drei Ansprechpartner für Missbrauchsopfer hat: Prälat Robert Kümpel, 02 21/16 42-1480, Christa Pesch 02 21/16 42-234, Emil Naumann 02 21/16 42-2222.

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