Sankt Augustin: Ein Bücher-Schatz aus Österreich

100 000 wertvolle Bände finden bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin eine neue Heimat.

 Ein Bibliothekar im Paradies: Guido Hackelbusch in Mitten eines Teils seiner kostbaren Neuzugänge.

Ein Bibliothekar im Paradies: Guido Hackelbusch in Mitten eines Teils seiner kostbaren Neuzugänge.

Foto: Holger Arndt

Sankt Augustin. Die Begeisterung über die Neuzugänge steht Bibliothekar Guido Hackelbusch ins Gesicht geschrieben. Auch, wenn sie für ihn über die nächsten Jahre eine Menge Arbeit bedeuten. Schließlich wollen gut 100 000 Bücher geprüft und katalogisiert werden.

So groß ist der Bücherschatz, der Ende September aus der österreichischen Niederlassung der Steyler, Sankt Gabriel, mit vier Sattelschleppern in Sankt Augustin angeliefert wurde. "Damit wird die Steyler Bibliothek in Sankt Augustin eine der größten und wertvollsten Fachbibliotheken Deutschlands, mit reichlich Literatur aus dem 17. und 18. Jahrhundert", freut sich Hackelbusch.

Wertvoll fürwahr, befinden sich doch einmalige, imposante und herausragende Werke darunter.

Eine Huldigung an Kaiser Franz-Josef II. etwa, deren goldener Deckel mit Emaillearbeiten verziert ist. Beeindruckend auch das älteste Stück der Sammlung: eine theologische Schrift aus dem Jahr 1483. "Man muss bedenken, dass Gutenberg den Buchdruck erst Mitte des 15. Jahrhunderts erfand", so Hackelbusch.

Die berühmte Gutenberg'sche Bibel wurde 1454 gedruckt, und auch das Sankt Augustiner Werk gehört zu den wenigen noch erhaltenen Inkunabeln, also zu den handgedruckten Büchern, die zwischen 1454 und 1500 hergestellt wurden. "Ein weiteres Exemplar dieser Schrift gibt es noch in der Bayrischen Staatsbibliothek München", weiß der Bibliothekar.

Zu den Schätzen gehört auch einer der größten Kupferstiche, die überhaupt in Büchern vorkommen: Mehrfach gefaltet ist ein Festumzug in Graz zu Ehren Kaiser Karls V. verewigt. Hackelbusch: "Der Kupferstecher hat an dieser Arbeit mindestens ein Jahr gesessen."

"Wir haben hart um diesen Bücherschatz gekämpft", gibt Hackelbusch zu. Ursprünglich gab es im Missionshaus Sankt Gabriel eine eigene Hochschule, deren Vorlesungsbetrieb aber 2004 eingestellt wurde, da der Ordensnachwuchs an der Universität Wien studierte. Die sagenhafte Bibliothek wurde seitdem nur noch von wenigen Hausbewohnern genutzt.

Als endlich der Beschluss pro Sankt Augustin fiel, ging es an die Planung - denn 100 000 Bücher bringt man nicht eben mal so unter. Hackelbusch: "Fast ein Jahr haben wir in Vorarbeiten investiert und unser Konzept eng mit dem des Bibliotheksausschusses in Österreich mit Pater Christian Tauchner abgestimmt."

Dank der aufwendigen Vorbereitungen ist es nun möglich, bereits bei den größtenteils noch auf den Paletten lagernden Büchern den Standort einzelner Werke zu bestimmen und schon demnächst den gesamten Buchbestand auf CD-Rom recherchieren zu können.

Ein neues, gut 50 000 Euro teures Regalsystem wird im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre mit den Schätzen bestückt. Dann ist Hackelbusch Herr über fast eine Viertelmillion Bücher. Die stehen übrigens dann nicht nur den Steylern und ihren Studierenden zur Verfügung, sondern auch Externen. "Allerdings nur als Präsenzbibliothek, eine Ausleihe ist nicht möglich", so Hackelbusch.

Und um den Meilenstein der missionarischen Bibliotheksarbeit der Steyler Missionare zu illustrieren, gibt er noch ein schönes Bild mit: "Würden wir alle unsere Bücher nun aneinanderreihen, könnten wir eine Strecke von Sankt Augustin bis nach Bonn überbrücken: Zehn Kilometer." Und Jahrhunderte Geschichte.

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