Verkehrsinfarkt befürchtet Rhein-Sieg-Landrat Kühn will die Südtangente

RHEIN-SIEG-KREIS · Wenn die Bonner Nordbrücke saniert wird, droht das Chaos: Mehr als 106.000 Fahrzeuge rollen jeden Tag über die Bonner Nordbrücke, so Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Zum Vergleich: Am Heumarer Dreieck - bundesweit auf Platz drei der meistbefahrenen Autobahnabschnitte - sind es 166.000 am Tag. Kein Wunder, dass Landrat Frithjof Kühn die anstehende Sanierung der Nordbrücke große Sorgen bereitet.

"Bei einer Teilsperrung der einzigen Ost-West-Verbindung in der Region droht der Verkehrsinfarkt", so Kühn.

Jetzt zeige sich, so Kühn weiter, "dass die Streichung der sogenannten Südtangente mit Ennertaufstieg und Venusberg- beziehungsweise Mitteltunnel aus dem Bundesverkehrswegeplan im Jahr 2002 ein schwerer Fehler war". Auf Bonn rolle eine Verkehrslawine zu, der das innerstädtische Straßennetz nicht gewachsen sei.

Das gelte vor allem auch dann, wenn die Flughafen-Autobahn A59 auf sechs Spuren und im Teilstück zwischen dem Augustiner Dreieck und Beuel auf acht Spuren ausgebaut werde. Wenn jetzt Bonner Politiker wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber kritisieren, so Kühn, dass der Bund kein Geld für den Ausbau der A565 (Beuel-Meckenheim) gibt, dann wundere er sich schon.

Der Lückenschluss von der A3 über die Südbrücke und die A565 in Richtung A61 "hätte zur effektiven Entlastung der innerstädtischen Durchgangsstraßen in Bonn beitragen können". Diese Chance sei nicht zuletzt auf Betreiben von Kelber mit Hilfe der rot-grünen Koalitionen in Bonn, Düsseldorf und Berlin verpasst worden", so Kühn.

Das sieht auch Kurt Schmitz-Temming von der IHK so. "Es rächt sich jetzt, dass die 1972 eingeweihte Konrad-Adenauer-Brücke nicht mit der A3 und der A565 verbunden und dadurch kein geschlossener Autobahnring um Bonn geschaffen wurde", so der Verkehrsexperte der IHK. Er erinnert daran, dass seit dem Bonn/Berlin-Beschluss vor 21 Jahren die Bevölkerung in der Region Bonn/Rhein-Sieg um rund 125.000 Einwohner gewachsen ist. Außerdem sind rund 40.000 Arbeitsplätze hinzugekommen.

"Die Verkehrsinfrastruktur hat mit diesem Wachstum und dem Bedarf an Mobilität bei Weitem nicht Schritt gehalten. Mit Radwegen allein lassen sich unsere Probleme nicht lösen", sagte Kühn jüngst unter Beifall beim Haus-und-Grund-Tag in Bonn. Kühn setzt gegen alle Widerstände weiter auf die Südtangente: "Wenn man erkennt, vor welchen Problemen Bonn und die Region in Verkehrsfragen stehen, sollte man sich für eine umweltfreundliche und effektive Entlastungsverbindung im Bonner Süden einsetzen, so wie es das Mobilitätsgutachten für die Region auch vorschlägt."

Verkehrsströme

Von den 280.000 Berufstätigen im Kreis pendeln 200.000 täglich in eine andere Kommune. Alleine 57.000 Pendler aus dem Kreis arbeiten in Bonn und 42.000 in Köln. Insgesamt fahren täglich 120.000 Pendler aus der gesamten Region zur Arbeit nach Bonn, 48.000 Bonn arbeiten im Umland. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung in der Region Bonn/Rhein-Sieg bis 2030 um weitere 10.000 bis 20.000 Menschen anwachsen wird. Auf der Basis einer ADAC-Studie hat die Kreisverwaltung errechnet, dass die Südtangente 10.000 neue Arbeitsplätze bringen könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort