Noch kein Signal für den Baubeginn der Bahn

Projekte an der Strecke Bonn - Euskirchen verzögern sich wegen ungeklärter Finanzierung: Ausbau des Bahnhofs doch erst Ende 2003 - Auch Haltepunkt Helmholtzstraße später

Duisdorf. Wäre eine Stecknadel zu Boden gefallen, man hätte es hören können. Angespannte Stille herrschte in der Sitzung der Bezirksvertretung Hardtberg am Dienstagabend - als Neues zum Ausbau der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen berichtet wurde. Doch der aus Köln angereiste Vertreter der Bahn-Netz AG konnte die Politiker nicht zufriedenstellen.

Im Gegenteil: Regelrecht empört reagierten sie auf den Zeitplan, der ihnen da vorgetragen wurde. Denn auf ein Signal, das den baldigen Beginn der Bahn-Projekte angedeutet hätte, warteten die Mitglieder der Bezirksvertretung vergeblich. Eher stehen die Zeichen auf Abwarten, so gab jedenfalls Martin Behling, Projektleiter der Strecke, die Tendenz an. Vom zweigleisigen Ausbau des Duisdorfer Bahnhofs bis hin zum Bau der Haltestelle Helmholtzstraße: In keinem Punkt wird die Bahn ihre ursprünglich genannten Termine einhalten können.

Doch es kam noch dicker: Zum Erstaunen der Politiker äußerte Behling, die Finanzierung des Bahnhofsumbaus sei noch nicht gesichert. Später korrigierte er sich und sagte "das Geld ist sicher, nur wann, steht nicht fest". Das hänge davon ab, wie schnell das Eisenbahnbundesamt die Gelder genehmige.

Im einzelnen gab Behling folgenden Zeitplan an: Bei optimalem Verlauf kann mit dem Umbau im Oktober begonnen werden. Zur Erinnerung: Mitte 2000 sollte schon einmal mit dem Bau begonnen werden. Ende 2003, nach 15 Monaten Bauzeit, könnte der zweigleisige Bahnhof fertig sein. Mit dem Bau des zweiten Gleises zwischen Duisdorf und Witterschlick könne frühestens Mitte 2004 begonnen werden; auch hier beträgt die Bauzeit rund 15 Monate. Der Umbau der jeweiligen Bahnübergänge hängt vom Fortschritt dieser Arbeiten ab. Und: Der Haltepunkt Helmholtzstraße kann, so Behling, erst nach Herstellung der Zweigleisigkeit, also frühestens Mitte 2005, gebaut werden.

CDU-Bezirksfraktionschef Heinz Hentschel meldete sich als erster zu Wort und wurde später von allen anderen Fraktionen unterstützt. Er ordnete die Angaben Behlings in die Reihe "Wasserstandsmeldungen" ein, wie die Bezirksvertretung sei seit Jahren zu hören bekomme, und das sei äußerst unbefriedigend. Es sei wohl an der Zeit, in der Hierarchie ein paar Stufen höher zu gehen und die Bedeutung der Bahnstrecke auf höherer Ebene zu verdeutlichen. "Das Thema wird uns hier in der nächsten Zeit noch intensiv beschäftigen", sagte Hentschel. Er sei sich sicher, dass Bezirksvorsteher Gerhard Lorth die Bahnstrecke mit Vergnügen zur "Chefsache" machen werde.

Der Bezirksvorsteher und CDU-Landtagsabgeordnete Lorth, der seit Monaten einen präzisen Zeitplan von der Bahn einfordert - konnte an der Sitzung der Bezirksvertretung Dienstagabend nicht teilnehmen; er erfuhr später von der Verzögerung. Auf Anfrage des GA sagte er gestern, das Verhalten der Bahn sei für ihn absolut inakzeptabel. Lorth will in der Sache an Bahnchef Hartmut Mehdorn schreiben, und er erwägt eine Anfrage im Landtag.

Die Bahn sei offensichtlich unfähig, ein solches Projekt durchzuziehen. Und zum Thema Zeitplan: "Eine Schnecke ist ein Transrapid gegen das Tempo der Bahn."

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