Moschee in Witterschlick: "17 Meter sind gar nicht so viel"

Beim Dialog des General-Anzeigers diskutierten sechs Podiumsgäste vor 100 Besuchern über den Neubau des Gebäudes

Moschee in Witterschlick: "17 Meter sind gar nicht so viel"
Foto: Wolfgang Henry

Alfter-Witterschlick. Pfarrer Andreas Schneider sieht das so: Alles ist relativ. "Auch die Höhe eines Minaretts", sagte der Geistliche der evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst Freitagnachmittag beim Dialog des General-Anzeigers.

Auf dem Witterschlicker Dorfplatz ging es um das Thema, das derzeit für den Diskussionsstoff Nummer eins in dem 8 000-Einwohner-Ort sorgt: der geplante Moschee-Neubau der 143 Mitglieder starken türkisch-islamischen Gemeinde, die ihren Sitz seit knapp 30 Jahren an der Nettekovener Straße hat. Wie berichtet, hat die Kommune Alfter dem Moscheeverein ein 2 600 Quadratmeter großes Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Sportplatz zum Kauf angeboten.

Unter der Moderation von GA-Redakteur Hans-Joachim Wimmeroth debattierten sechs Podiumsgäste und etliche der gut 100 Besucher engagiert. Zum Beispiel darüber, wie hoch das Minarett, das die geplante Moschee an der Raiffeisenstraße im Gewerbegebiet Witterschlick-Nord zieren soll, denn nun werden darf.

Gregor Andreas Geiger, der auch einen entsprechenden Bürgerantrag ins Alfterer Rathaus geschickt hat, forderte eine Begrenzung auf zehn Meter. "Denn so sieht es der gültige Bebauungsplan vor", lautete die Begründung des Ramelshoveners auf dem Podium. Auf der anderen Seite hat der Rhein-Sieg-Kreis als genehmigende Behörde per Ausnahmeregelung bereits eine Höhe von 17 Metern in Aussicht gestellt.

Die in Witterschlick und dem benachbarten Impekoven oft gehörte Forderung nach einem niedrigeren Minarett liegt für Pfarrer Schneider auch daran, dass "sich die Menschen häufig nichts unter den reinen Zahlenangaben vorstellen können." Seine Anregung: "Wir bräuchten zur Anschauung einen langen Holzstab.

Dann würden viele merken, dass 17 Meter gar nicht so viel sind." Zum weiteren Vergleich führte er seine Jesus-Christus-Kirche in Witterschlick an: "Die ist immerhin 18,50 Meter hoch" - so hat es Schneider nachgemessen. Ein Platz in der Diskussionsrunde blieb am Freitag frei. Er war für Hayri Turan, den zweiten Mann der türkisch-islamischen Gemeinde Witterschlick, bestimmt. "Unser Vorsitzender sieht keinen Sinn darin, dass wir teilnehmen", hatte Turan kurz vor dem Dialog erklärt. Schließlich sei schon alles gesagt.

Neben Geiger, Frank Ruland (ebenfalls von der Bürgerinitiative), Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper, Ortsvorsteherin Sigrit Pippon und Pfarrer Schneider stand auch Helmut Fuhs auf dem Podium. Der Präsident des Turnerbundes (TB) Witterschlick stellte eindeutig klar: "Ich habe nicht das Geringste gegen eine neue Moschee."

Der ehemalige Leiter der Witterschlicker Grundschule setzt sich seit Jahren für die Integration von türkischen Kindern und Jugendlichen ein. Was ihm Sorgen bereitet, ist der Standort des neuen Gebetshauses. Das Grundstück, das die Gemeinde zum handelsüblichen Preis von 77 Euro pro Quadratmeter verkauft, liegt direkt neben dem Sportplatz, den auch die Fußballer des TB Witterschlick nutzen. "Ich fordere, dass es keinerlei Einschränkungen des Spielbetriebs geben wird", sagte er. Dahinter steht die Befürchtung, dass sich die Gläubigen der türkisch-islamischen Gemeinde am Wochenende über die Lautstärke auf und neben dem Spielfeld beschweren könnten.

Zur Vorgeschichte: Vor rund 15 Jahren haben die Witterschlicker schon einmal einen Sportplatz verloren. "Damals beschwerten sich einige Anwohner über den Lärm, und die Fußballer konnten nichts machen", wie sich Helmut Fuhs noch gut erinnert. Dass sich dies nicht wiederholt, soll der Kaufvertrag über das Grundstück zwischen der Kommune Alfter und der türkisch-islamischen Gemeinde regeln. "Wir sind derzeit dabei, zu verhandeln", sagt Bürgermeisterin Steinkemper. Über den bindenden Inhalt des Schriftstücks entscheidet der Gemeinderat am Donnerstag, 18. Dezember.

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