Mit dem Bolzenschneider auf Aufräum-Tour am Bonner Bahnhof

Ein Aufkleber ermahnt vergessliche Besitzer - Schrottreife Räder erfüllen noch einen sinnvollen Zweck - Herrenlose Drahtesel werden ausgeschlachtet und neu zusammengebaut

Bonn. Stephan Humpert, Werkstattleiter der Radstation am Hauptbahnhof, sieht so aus, als hätte er Spaß an seiner Arbeit. Mit breitem Grinsen und dem Bolzenschneider unter dem Arm, präsentierte er am Dienstag eine seiner leichtesten Übungen. Ein kurzes "Knipps" und das Fahrradschloss ist durchtrennt. "Bei Bügelschlössern müssen wir auch schon mal den Trennschleifer benutzen", erklärt er.

Alle drei Monate entsorgt die Stadt schrottreife Fahrräder, die ihrem Aussehen nach zu urteilen, schon ziemlich lange an ein und derselben Stelle angeschlossen sind. So wurden zum Beispiel mehr als 100 verrostete Drahtesel vom städtischen Außendienst in der Quantiusstraße, hinter dem Hauptbahnhof, gezählt. "Damit die meist vollkommen verrosteten Wracks nicht im Wege sind und das Stadtbild verschandeln, wird hier ab und zu mal aufgeräumt", erläuterte Eberhard Menzel, Leiter der Gemeinsamen Anlaufstelle Bonn Innenstadt (GABI), die Maßnahme.

Jeder, der hier sein Fahrrad "vergisst", bekommt noch eine letzte Chance. Ein warnender Aufkleber auf dem Sattel sagt: "Sollte ihr Fahrrad bis zum Tag X nicht von diesem Ort entfernt sein, wird die Entfernung durch die Stadt Bonn vollzogen." Zwei Wochen hat der Radbesitzer Zeit, sein Eigentum zurückzuholen, ansonsten rücken Ordnungsamt und Mitarbeiter der Radstation an.

Werkstattleiter Humpert überprüft anhand der Rahmennummer, ob das Rad als gestohlen gemeldet wurde. Wartet kein Eigentümer darauf, geht es den Weg zur Verschrottung oder dient als "Organspender" für andere Räder. Jedes Schrottrad, das von der Straße entfernt wird, erfüllt also noch einen Zweck. Was als Ersatzteil noch brauchbar ist wird wiederverwendet und zu neuen Fahrrädern zusammengebaut, die dann für gute Zwecke verkauft werden.

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