Mit Hacke und Schaufel auf Spuren der Geschichte

Team des Caritas-Projektes "Trockenmauern" legt Stück für Stück die Reste der Unteren Burg in Rheinbreitbach frei

  Relikte der Vergangenheit:  Im Herzen Rheinbreitbachs werden die Burgreste freigelegt.

Relikte der Vergangenheit: Im Herzen Rheinbreitbachs werden die Burgreste freigelegt.

Foto: Handt

Rheinbreitbach. Langsam klingt das Geräusch von Motorsägen aus. Der letzte Stamm der auf dem Gelände der Unteren Burg gefällten Bäume ist in handliche Stücke zersägt und "wartet" auf den Abtransport an den Rand des Parkplatzes der Hans-Dahmen-Halle.

Währenddessen mühen sich andere Mitglieder des Caritas-Projekts "Trockenmauern" hoch oben auf der Ruine der früheren Wasserburg der Herren von Breitbach ab, die nun deutlich sichtbar aus dem Gelände emporragt. "Zurzeit sind wir dabei, das zweiläufige Treppenhaus aus dem 17. Jahrhundert im Süden des Baus freizulegen", berichtet Walter Ullrich, die rechte Hand von Projektleiter Marcus Zimmermann.

Knochenarbeit angesichts des festen Bodens und der Baumstümpfe, deren Wurzeln sich auf dem Hügel bis tief in das Mauerwerk hinein ausgebreitet haben. Dort war bis vor kurzem noch ein "Wäldchen" mitten im Ort gewachsen. "Als ich zum ersten Mal hier war, musste ich mich noch durch mannshohes Brombeergestrüpp arbeiten. Von Mauern der Unteren Burg war abgesehen von der Nordseite nur rudimentär etwas zu sehen", erinnert sich Ullrich.

Das ist nun ganz anders. Gut einen Meter hoch ragen die Innenwände des Gemäuers aus den Schuttresten der Wasserburg empor. Einst hatten die Burgreste Rheinbreitbacher Kindern als Abenteuerspielplatz gedient. Ende der 60-er Jahre hatten sie aus Sicherheitsgründen bis auf drei Meter abgerissen werden müssen, nachdem das Dach bereits eingestürzt war.

Zahlreiche Steinhaufen, säuberlich sortiert nach Art und Beschaffenheit, türmen sich rund um die Burg auf. "In Absprache mit Jutta Hundhausen, der für die denkmalpflegerische Konzeption verantwortlichen Bauingenieurin, wird dann entschieden, welche Teile der Mauern wir damit etwa aufstocken können", so Zimmermann.

Denn in ihrer ehemaligen Pracht wird die Burg als "Bodendenkmal" nicht wieder entstehen. Noch knapp zehn Arbeitstage bleiben dem Trockenmauer-Team, Hand an die Untere Burg zu legen. "Eigentlich müssten wir noch einmal so viel Zeit haben: Wir entdecken jeden Tag aufs Neue interessante Sachen, die immer mehr Licht in die Geschichte des Gebäudes bringen."

Entsprechend aufmerksam gehen die ihm anvertrauten Jugendlichen vor. Spitzhacke und Schaufel werden nur vorsichtig eingesetzt. Wurzeln im Mauerwerk entfernen sie per Hand, um auch die Binnenstrukturen des Gebäudes möglichst weitgehend ablesbar zu erhalten. "Hier oben hat sich so etwas wie Goldgräberstimmung breit gemacht angesichts der Funde, was der Motivation nicht abträglich ist", freut sich Zimmermann.

Denn sein Team beschäftigt sich nicht nur körperlich mit der Unteren Burg, sondern zeigt auch Interesse für deren Geschichte und die Bedeutung für den Ort. Freigelegt ist mittlerweile auch die Grenzmauer im Osten der Burganlage, vor der sich früher der Wassergraben entlang zog und der später - zumindest teilweise - als Teil der gesamten Platzgestaltung der neuen Ortsmitte wieder mit Wasser gefüllt werden soll.

Durch die Rodungen, von der nur die ältesten Bäume ausgenommen wurden, kann man sich nun auch die von Architekt Markus Fehlinger geplante Geländegestaltung in Terrassenform bis zum Parkplatz der Hans-Dahmen vorstellen. Vorgesehen sind auf dem Areal, das über die Westerwaldstraße in Fortführung der Korfgasse erschlossen werden soll, eine Freilichtbühne und ein kleines Amphi-Theater.

Über einen Weg im Süden, parallel zur Westerwaldstraße, die unterschiedlichen Ebenen bis hin zum Parkplatz zwischen dem Bodendenkmal und dem Torbogen an der Burgstraße verbinden wird. Und das ehrgeizige Projekt, bezuschusst aus Mitteln der Dorferneuerung des Landes, nimmt langsam immer mehr Form an.

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