Meckenheimer Stadtrat denkt über Kauf nach

Saaten-Rausch-Gelände: Nach abgesagter Zwangsversteigerung und Gläubigerwechsel soll Verwaltung nun Kaufpreis erfragen - Bauvoranfrage des Eigentümers steht noch im Raum

Meckenheim. Die Stadt als potenzieller Käufer des Saaten-Rausch-Geländes: Diese Möglichkeit, die eine städtebaulich befriedigende Lösung für das Sorgenkind der Altstadt voranbringen könnte, hat der Stadtrat ins Auge gefasst. Anlass für diese Gedanken war die Information, dass die unlängst beim Amtsgericht Rheinbach angesetzte Zwangsversteigerung des etwa 2 300 Quadratmeter großen Areals samt Lagergebäuden und einem Dreifamilienhaus ergebnislos blieb.

Nach Informationen des General-Anzeigers steckt dahinter ein Gläubigerwechsel: Die Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel, bisher Gläubigerin der Eigentümerfamilie, hat das Objekt verkauft, wie eine Mitarbeiterin des Geldinstituts bestätigte. Daher war es zu der Versteigerung gar nicht erst gekommen, so Amtsgerichtspräsidentin Petra Strotmann-Schiprowski. "Die Gläubigerin hat der vorläufigen Einstellung des Verfahrens zugestimmt", heißt das im offiziellen Sprachgebrauch.

Über den Käufer des Saaten-Rausch-Geländes war bei der Raiffeisenbank nichts zu erfahren, nach GA-Informationen handelt es sich wieder um eine Bank. Der Verkehrswert des Objektes war nach Wertgutachten bei 800 000 Euro angesetzt. Ähnlich hoch war auch der Kaufpreis, den ein Makler auf einer Immobilienplattform im Internet angegeben hat.

Fachleute halten es jedoch für unmöglich, diesen Betrag zu erzielen, denn die architektonische Weiterentwicklung und Vermarktung des Geländes gilt als schwierig. Selbst in der amtlichen Bekanntmachung der Zwangsversteigerung stand der Hinweis: "Die Nutzungsmöglichkeiten sind wegen der Lage und dem Bebauungsplan erheblich beschränkt".

Problematisch ist auch die vorhandene Bausubstanz, zum Teil alte massiv gebaute Lagergebäude mit Siloeinbauten und Getreiderutschen. Wer nicht abreißen und komplett neu bauen, sondern umgestalten will, muss zudem einplanen, dass nur die Fronten zum Innenhof der ehemaligen Firmengebäude Fenster haben.

Auch die Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel hat nach Angaben einer Mitarbeiterin "in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, das Objekt zu verkaufen". Es habe zwar "einige Interessenten" gegeben, aus verschiedenen Gründen sei der Verkauf immer wieder gescheitert.

In der jüngsten Stadtratssitzung erinnerte Waltraud Leersch, die Leiterin des Bereichs Stadtplanung in der Stadtverwaltung, an die immer noch geltende Bauvoranfrage, die der Gelände-Eigentümer vor einem Dreivierteljahr stellte. Diese sei zudem konform mit dem bestehenden Bebauungsplan.

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr stellte der Meckenheimer Architekt Toni Baedorf dem Stadtentwicklungsausschuss Entwürfe für das Areal vor, die generell positiv aufgenommen wurden. Er plante Einzelhandel, Gastronomie, Praxen und Büros in den alten hinteren Rausch-Gebäuden, einen zweiten Altstadtplatz, der durch den Abriss der vorderen Häuser zur Hauptstraße hin entstehen könnte, sowie auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dem unteren Markt, eine Bebauung mit Einzelhandelsflächen für einen größeren Nahversorger für die Altstadt.

Zwei Monate später stellte der Eigentümer seine Bauvoranfrage. Inhalt: Im vorderen Bereich ein Geschäftshaus mit Praxen und Wohnungen, im einstigen Getreidespeicher seniorengerechte Wohnungen, im Innenhof Parkplätze. Sollten diese Pläne realisiert werden, so Leersch, müsste der Rat den Wunsch nach einem zweiten Altstadtplatz aufgeben.

Im Lauf der Diskussion wurde deutlich, dass der Kauf des Saaten-Rausch-Geländes durch die Stadt die einzige Chance böte, dies zu verhindern. Die Verwaltung erhielt den Auftrag, sich über den aktuellen Kaufpreis zu informieren. Waltraud Leersch sprach sich im übrigen vehement gegen eine von Baedorf vorgeschlagene Bebauung des unteren Marktes aus. Dies sei "eine wichtige Platzfläche, die man nicht losgelöst sehen kann". Der bevorstehende Architektenwettbewerb zur Attraktivitätssteigerung der Hauptstraße werde das zeigen.

Architekt Baedorf hält dagegen: Es sei bekannt, dass der Firma Plus die jetzige Filiale an der Hauptstraße zu klein sei. "Wenn Plus weggeht, hat die Altstadt keinen Lebensmittel-Nahversorger mehr." Daher müsse man in der Altstadt eine größere Einzelhandelsfläche anbieten.

Grundsätzlich sei man "schon aufgrund der Wettbewerbsanforderungen" an größeren Ladenflächen interessiert, sagte dazu Sven Klagge, Expansionsleiter bei Plus, auf Anfrage des General-Anzeigers. Konkrete Umzugspläne gebe es zurzeit aber nicht.

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