Kreisjägerschaft bringt Anfängern im Bahnhof Kottenforst das Jagdhornblasen bei

Die Kreisjägerschaft bringt Anfängern im Bahnhof Kottenforst das Jagdhornblasen bei

Kreisjägerschaft bringt Anfängern im Bahnhof Kottenforst das Jagdhornblasen bei
Foto: Wolfgang Henry

Meckenheim-Lüftelberg. Die Gäste des Bahnhofs Kottenforst genießen den ruhigen Platz unter den schattigen Eichen. Zwei Islandpferde passieren unter ihren Reiterinnen überraschend unerschrocken den kleinen Park hinter der Gaststätte trotz des plötzlichen Einsetzens von weithin hörbaren Jagdsignalen. "Horn hoch", ruft Jürgen Scharf, und zwölf Jagdhörner kleben an den Mündern seiner Schüler des Kurses im Jagdhornblasen.

"Sau tot." Die Lippen spannen sich an, pressen sich an das Mundstück, formen den Ton und treiben mit ihren Fürst-Pless-Hörnern das Signal im Parforce-Tempo, also, wie gejagt. Scharf lächelt nachsichtig. "Nicht weglaufen, nehmen Sie sich Zeit für jeden Ton."

Der Leiter des Bläsercorps der Kreisjägerschaft Bonn verlangt Wiederholung, und nun tönt das Signal gesitteter durch den Kottenforst. Noch ist die "Sau nicht tot", sondern es wird nur geübt. Am Ende des Kurses steht eine Prüfung bei der Kreisjägerschaft an, die nach den Statuten des Landesjagdverbandes NRW aus 14 Signalen fünf auslost, die jeder einzeln und richtig vorblasen muss.

Scharf ist sehr zufrieden mit der Gruppe. Jeden Dienstagabend treffen sie sich im Bahnhof und üben. "Dafür, dass sie blutige Anfänger sind und erst drei Mal dabei waren, bläst die Gruppe erstaunlich gut", lobt Scharf, der sich die Ausbildung mit Wolfgang Lunau und Otto Löffler teilt.

Kreisjägerschaft Rufnummer (0 22 25) 94 85 90, Email: schafigh@web.de. Kosten: 40 Euro pro Person. Dauer: bis Mitte Oktober. Zwischeneinstieg möglich.Der Geschäftsführer der Kreisjägerschaft, Michael Witsch, gibt zu, dass es bei ihm etliche Wochen gedauert habe, auf dieses Niveau zu kommen. Der 45-Jährige erklärt seine Leidenschaft für das Jagdhornblasen mit Verbundenheit. "Egal, wo ich hinkomme, die Regeln und Signale sind gleich." Treffe er auf unbekannte Bläser, werde der Älteste ausgeguckt, der die Befehle gibt, und los geht's.

Als er und Brauchtumsobmann Alexander Schafigh gerade mal wenige Wochen das Bläserabzeichen am Hut trugen, hätten sie in der Eifel überraschend ganz alleine die Signale blasen müssen. Über die Qualität könne er nichts sagen, aber "man hat uns nicht gesteinigt."

Man muss nicht wie Schafigh und Witsch Jäger sein. Jeder kann mitmachen, wie die 14-jährige Lena Helm, die eine Vater-Tochter-Sache damit verbindet. "Ich habe meinen Vater spielen hören und wollte dann mitmachen." Die Gruppe ist im Alter zwischen 14 und 66 Jahre alt.

Das Interesse am Fürst-Pless-Horn verbindet die Schülerin mit dem Rechtsanwalt, Arzt, Geographen, Wirtschaftsinformatiker, Steuerfachgehilfen, Pensionäre - Generationen und Geschlechter. Im Schnitt seien fünf bis sechs Frauen dabei, so Scharf. Anfänger müssen nicht gleich investieren. "Es stehen Übungshörner bereit", sagt Wolfgang Steinkrüger.

Ein Fürst-Pless-Horn koste neu etwa 160 Euro. Ab 250 Euro gebe es schon Exemplare mit Stimmzug, der die fabrikationsbedingt manchmal unterschiedlichen Tonhöhen ausgleiche, erklärt Scharf. Das Jagdhornblasen erfüllt heute noch die Aufgabe, Jagdbeginn und deren Ende zu melden.

"Das war wichtig, als es noch keine Handys gab", meinte Rolf Knapstein. Zumal ein Horn alle Funklöcher in der tiefsten Eifel überwindet. Wenn "Hahn in Ruh" geblasen wird, kann sich der Treiber darauf verlassen, dass kein Schuss mehr fällt. Dirk Lohoff klärt auf. "Damit ist der Hahn des Gewehrs gemeint, nicht das Tier", sagt der 38-Jährige, der dürfe dann nicht mehr gespannt werden.

Das Fürst-Pless-HornEs gibt verschiedene Bauausführungen. Als reines Naturhorn mit einer Rohrlänge von 1,30 Meter hat es einen Tonvorrat von maximal sieben Naturtönen, wobei zumeist nur die tiefsten fünf dieser Töne verwendet werden. Die gute Unterscheidbarkeit der fünf verwendeten Töne ist eine Voraussetzung zur klaren Identifikation der Jagdsignale. Der Windungsdurchmesser ist 16 Zentimeter.

Die teuren Hörner haben drei Ventile, die dem Horn den Tonumfang einer Trompete geben. Der Namenspatron des Fürst-Pless-Horns und Oberstjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II., Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, verbreitete das Horn seit 1880. Eingang fand es in das Waidwerk über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen Bundesheeres, die ein kreisförmiges Signalhorn zur Unterscheidung von der Infanterie mit ihrem Bügelhorn führten.

Die dort dienenden Förster und Berufsjäger nahmen es mit ins Zivilleben, ebenso wie manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde. Es wird als Signalinstrument bei Gesellschaftsjagden verwendet. Daneben wird das Instrument auch im jagdlichen Brauchtum und konzertant in Bläsercorps eingesetzt.

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