Rheinhalle in Remagen "Knacki" Deuser nahm nicht nur die Deutschen aufs Korn

REMAGEN · Klaus-Jürgen "Knacki" Deuser ist seit nunmehr zwölf Jahren als Macher und Moderator des Comedy-Projekts "Nightwash" bekannt. Dass er es nicht nur meisterhaft versteht, seine Gäste ebenso witzig wie wortreich zu präsentieren, sondern selbst zu den besten Stand-up-Comedians in Deutschland zählt, hat er jetzt in der Remagener Rheinhalle bewiesen.

 Multitalent in Sachen Humor und Unterhaltung: Klaus-Jürgen "Knacki" Deuser in der Rheinhalle.

Multitalent in Sachen Humor und Unterhaltung: Klaus-Jürgen "Knacki" Deuser in der Rheinhalle.

Foto: Martin Gausmann

"Mist, mir geht's gut" ist der Titel des zweiten Solo-Programms, mit dem er den 450 Besuchern einen vor Wortwitz und schrägem Humor strotzenden Parforceritt durch politische Landschaften, menschliche Abgründe und den alltäglichen Irrsinn bot.

"Mist, mir geht's gut" - knapper und pointierter lässt sich das Klischee vom Wesen der Deutschen wohl kaum beschreiben. Dem Multitalent in Sachen Humor und Unterhaltung dient es als Ausgangspunkt für einen rasanten Rundumschlag. "Krisen und Katastrophen überall. Aber Deutschland geht es gut. Das kann nicht sein. Auch wir haben ein Recht auf unsere Krise", lamentiert der "Gentleman"-Comedian, um entrüstet festzustellen: "Wir warten und warten, und was passiert? Der Schäuble findet 55 Milliarden auf der Bank."

Deuser redet sich in Rage und nimmt mit einem Trommelfeuer aus Gags, bitterbösen Spitzen und herrlich albernen Blödeleien alles und jeden aufs Korn. Munter hüpft der Wahl-Kölner von Krise zu Krise. Er hechelt von Kreuzfahrtschiffskapitänen und Schweinegrippe über Klimawandel ("Forscher haben Rentiere in Flipflops gesichtet") und EHEC ("die Rache der Metzger") zur Bildungsmisere ("Stimmt doch gar nicht. Unsere Kinder schreiben PISA schon lange nicht mehr mit Doppel-Zett"). Ganz ohne Wulff kam allerdings auch "Knacki" Deuser nicht aus ("Jetzt weiß ich auch, was Bunga Bunga auf deutsch heißt: Nord-Süd-Dialog"). Und an Griechenland kam der 49-jährige Schnellsprecher ebenfalls nicht vorbei ("Griechen erkennt man daran, dass sie in der Fußgängerzone die Panflöten-Spieler anschnorren").

Genüsslich zerlegt der studierte BWLer und gelernte Dozent für Motivations- und Moderationstraining auch die deutsche Parteienlandschaft samt dazugehörigem Spitzenpersonal. Dabei nimmt er vor allem die Liberalen ins Visier ("Man muss über die FDP reden, solange es sie noch gibt"). Hohn und Spott kulminieren in der Frage: "Wer hat als letzter Politiker seinen Doktortitel verloren?" Antwort: "Jorgo Chatzimarkakis - FDP und Grieche. Manchmal kommt es wirklich knüppeldick."

Dass der quirlige Pfälzer aber auch ganz ohne Worte auskommt, bewies er mit pantomimischen Skurrilitäten und clownesken Einlagen. Und wenn er frotzelt, dass die Deutschen die einzigen seien, die zu vier Rhythmen gleichzeitig tanzen könnten, um dann entrückt tippelnd, die Hüfte schwingend und wild mit den Armen umherfuchtelnd über die Bühne zu schweben, ist das Comedy in Vollendung. Als Zuschauer hatte man das Gefühl, dass die 90 Minuten mit "Knacki" Deuser wie im Flug vergangen sind - für Unterhaltungsprofis die wohl höchste Form der Anerkennung.

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